Der demographische Wandel erfordert neue Wohnkonzepte. Im Münsterland ist ein Angebot für Menschen mit Demenz geschaffen worden, das Elemente der eigenen Häuslichkeit und eines Pflegeheims verbindet. Die NRW.BANK unterstützte das Projekt mit rund 2,3 Millionen Euro aus Mitteln der öffentlichen Wohnraumförderung.

Alte Menschen sitzen in einer Holz-Sitzgruppe mit türkisen Polstern.
In der Wohnanlage der familiengeführten Leusbrock Pflege GmbH im Münsterland sollen sich Menschen mit Demenz wie in den eigenen vier Wänden fühlen.

Der ambulante Pflegedienst Leusbrock Pflege GmbH hat im münsterländischen Ort Wettringen eine Wohnanlage geschaffen, in der 24 Menschen mit Demenz ambulant betreut werden. Die Patientinnen und Patienten sollen sich weitgehend wie in den eigenen vier Wänden fühlen. Zu dem Konzept gehört, dass das Leben einen strukturierten Tagesablauf hat und viele Elemente enthält, die den Menschen aus ihrem bisherigen Haushalt bekannt sind. Die familiengeführte Leusbrock Pflege GmbH hat das Haus, in dem die Wohnanlage untergebracht ist, im Jahr 2018 neu gebaut. Ein vergleichbares Projekt im benachbarten Metelen ist in Vorbereitung.

Spezifische Bedürfnisse der Menschen mit Demenz

Im Fokus des Wohnangebots stehen das Zusammenleben und die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz. „Die Wohnanlage in Wettringen ist ein gutes Beispiel dafür, dass geförderter Wohnraum für Investoren und Mieter gleichermaßen modern, flexibel und rentabel sein kann“, sagt Eckhard Forst, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK. Die Förderbank unterstützte das Projekt aus Mitteln der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes Nordrhein-Westfalen mit einem Förderdarlehen in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro. „Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen konnten, Menschen mit Demenz eine Umgebung zu schaffen, die alle Sinne anspricht.“

Einladende Atmosphäre mit Wohnzimmer

Die Wohnanlage erstreckt sich über zwei Etagen, die jeweils 500 Quadratmeter groß sind. Pro Etage gibt zwölf einzelne Zimmer, in denen die Menschen ihren privaten Bereich haben. Hinzu kommen eine rollstuhlgerechte Küche und ein Gemeinschaftsbereich, der das Wohnzimmer bildet. Bei der Einrichtung wurde auf eine wohnliche und einladende Atmosphäre wert gelegt. Zum Betreuungskonzept gehört, dass die Patientinnen und Patienten in Begleitung einkaufen gehen. Auch sollen sie ihre sozialen Kontakte soweit es geht aufrechterhalten.

Vertraute Umgebungen und Tätigkeiten

Ein abwechslungsreich gestalteter Außenbereich ist ebenfalls Bestandteil des Projekts. Hier gibt es einen kleinen Gemüsegarten, einen künstlichen Bachlauf und eine als Marktplatz gestaltete Fläche mit Marktstand und Litfaßsäule. Ebenfalls vorhanden ist ein Carport mit einem echten, wenngleich alten und fahruntüchtigen Auto, in das man sich hineinsetzen kann. „Die Menschen sollen möglichst lang ihr Leben genießen können. Elemente einer als vertraut empfundenen Umgebung und vertraute Tätigkeiten sind dabei sehr hilfreich“, sagt die Diplompädagogin Verena Henrichmann, Geschäftsführerin der Leusbrock Pflege GmbH. Im Inneren ist das Wohngemeinschaftshaus mit einem Lichtsystem ausgestattet, das mit seinen unterschiedlichen Lichtfarben und Beleuchtungsstärken den Tag-Nacht-Rhythmus unterstreicht. Auch hierdurch soll der Alltag der Bewohner strukturiert werden.

Weiteres Projekt in Planung

Die Menschen mit Demenz wohnen in der Anlage zur Miete. Da das Gebäude öffentlich gefördert wurde, benötigen sie dazu einen Wohnberechtigungsschein. Der Pflegedienst Leusbrock gewährleistet eine qualifizierte Betreuung rund um die Uhr.

Das aktuell vom Familienunternehmen geplante neue Wohnangebot für Menschen mit Demenz soll nach dem Vorbild der Wettringer Anlage im zehn Kilometer entfernten Metelen entstehen. Auch hierbei handelt es sich um zwei Wohngemeinschaften mit ambulanter Versorgung für jeweils zwölf Menschen mit Demenz. Eine Förderung aus Mitteln der öffentlichen Wohnraumförderung ist beantragt.