In Aachen zeigt das Wohnprojekt „Miteinander im Wiesental“, dass Nachbarschaft mehr sein kann als Tür an Tür zu wohnen. Hier leben Menschen verschiedener Alters- und Einkommensgruppen in selbstverwalteter Gemeinschaft unter einem Dach, acht der 16 Wohnungen sind öffentlich gefördert. Das genossenschaftlich organisierte und mehrfach ausgezeichnete Konzept setzt zudem auf ökologische Nachhaltigkeit.

Mehrstöckiges Haus mit Holzfassade
Das mit dem Architekturpreis NRW ausgezeichnete Haus im Aachener Wiesental ist aus dem
nachwachsenden Rohstoff Holz errichtet und umfasst fünf Stockwerke.

Das Mehrgenerationenhaus im Aachener Wiesental wurde nach knapp zweijähriger Bauzeit im November 2023 bezogen. Es umfasst fünf Stockwerke mit rund 1.300 Quadratmetern Wohnfläche. Bei Fachleuten stießen das Konzept und seine Ausführung schon früh auf Anerkennung: Nach dem Architekturpreis Aachen im Jahr 2023 erhielt das Bauwerk ein Jahr später auch den Architekturpreis Nordrhein-Westfalen. Das gemeinschaftliche Wohnprojekt verdeutliche, so die Jury, „welche baulichen und räumlichen Qualitäten im mehrgeschossigen Wohnungsbau möglich sind und sich unter den Bedingungen der öffentlichen Wohnraumförderung realisieren lassen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen“.

Offizielle Bauherrin des Gebäudes ist die Ko-Operativ eG NRW, eine Dachgenossenschaft, die gemeinschaftliche Wohnprojekte wie „Miteinander im Wiesental“ organisatorisch und rechtlich unterstützt. Die Projektgruppe begann Anfang 2020 mit den konkreten Planungen für ihr Gemeinschaftshaus, wozu auch die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs gehörte. Den Zuschlag bekam das Kölner Büro offfice03. Die Stadt Aachen stellte das Grundstück in Erbpacht für 99 Jahre zur Verfügung.

Unterstützung im Alltag

Die Baukosten des Gebäudes im Wiesental, einem Viertel im Stadtteil Aachen-Nord, betrugen etwa 6,15 Millionen Euro. Hieran beteiligte sich die NRW.BANK mit rund 1,8 Millionen Euro aus Mitteln der Wohnraumförderung des Landes. Öffentliche Unterstützung gab es auch in Form eines Zuschusses der KfW für energieeffizientes Bauen in Höhe von 540.000 Euro.

„Als das Haus fertig war, sind wir mit 22 Erwachsenen und 13 Kindern eingezogen, die Alterspanne reichte vom Kleinkind bis zu Menschen über 80 Jahren“, erzählt Alexa Bittner, Bewohnerin der ersten Stunde. „Unser Projekt ist aus dem Wunsch nach Gemeinschaft und Miteinander entstanden. Wir unterstützen uns im Alltag und pflegen ein enges nachbarschaftliches Verhältnis.“ Man treffe sich, so Bittner, zum Frühstücken, schaue gemeinsam Filme und erledige Einkäufe füreinander. Wer handwerklich begabt ist, hilft anderen bei kleinen Reparaturen. Eltern finden immer jemanden, der kurz auf ihre Kinder aufpasst.

Großzügiger, lichtdurchfluteter Gemeinschaftsraum
Herzstück des Hauses ist der Gemeinschaftsraum. Von hier aus gelangt man direkt
in den Gemeinschaftsgarten und den Spielbereich.

Möglichkeiten zum Rückzug

Herzstück des Hauses ist der Gemeinschaftsraum mit angrenzendem Garten und Spielbereich. Auch die Dachterrasse ist für alle zugänglich, ebenso der Fahrradraum und die gemeinsam nutzbaren Waschmaschinen. „Gleichzeitig legen wir Wert auf Rückzugsmöglichkeiten“, betont Alexa Bittner. Deshalb habe jede Partei einen eigenen privaten Außenbereich, ob Balkon oder Terrasse. Und auch zu den gemeinsamen Unternehmungen soll sich niemand gedrängt fühlen. „Zwang ist immer eine ganz schlechte Grundlage für ein gutes Zusammenleben“, so Bittner. Einmal im Monat gibt es aber doch eine Art Pflichttermin. Dann findet das Plenum der Hausgemeinschaft statt, in dem es um Fragen der Selbstverwaltung geht – beispielsweise um Reparaturkosten oder die Grünflächenpflege.

Die Bewohnerinnen und Bewohner sind Mitglieder der Dachgenossenschaft, an die sie Miete bezahlen. Hinzu kommt eine einmalige Zahlung an die Genossenschaft, für die so genannten Nutzungsanteile, die nach einem Auszug zurückerstattet würden. Die allesamt barrierearmen Wohnungen haben eine Größe zwischen 47 bis 133 Quadratmetern. Von den insgesamt 16 Wohneinheiten sind acht öffentlich gefördert – ihre Miete ist entsprechend niedriger. Nach den Statuten der Projektgruppe „Miteinander im Wiesental“ müssen die Mietenden dieser Wohnungen auch weniger Geld für Nutzungsanteile bezahlen.

Begrüntes Dach mit Photovoltaikanlage aus der Vogelperspektive
Die für alle zugängliche Dachterrasse ist teilbegrünt und mit
einer Photovoltaikanlage ausgestattet.

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit

„Uns ist wichtig, dass nicht nur verschiedene Altersgruppen, sondern auch Menschen unterschiedlicher Einkommensschichten Teil unserer Hausgemeinschaft sein können“, erklärt Alexa Bittner. Neben der sozialen Dimension legt das Wohnprojekt auch Wert auf die ökologische Nachhaltigkeit. Das Gebäude erreicht den anspruchsvollen KfW-40-Standard und erfüllt die Anforderungen eines Passivhauses, was zu einer hohen Energieeffizienz führt. Große Teile des Hauses sind zudem ressourcenschonend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz errichtet. Eine Photovoltaikanlage auf dem teilbegrünten Dach erzeugt günstigen Mieterstrom, geheizt wird mit Erdwärme.

„An dem Wohnprojekt im Aachener Wiesental überzeugt vor allem der ganzheitliche Ansatz“, sagt Thomas Stausberg, Bereichsleiter Wohnraumförderung der NRW.BANK. „Über bezahlbare Mieten und Klimaverträglichkeit hinaus zeigt das Konzept einen weiteren wichtigen Aspekt für mehr Lebensqualität auf – das Leben von Menschen in Gemeinschaft.“

Zur Webseite: https://miteinander-im-wiesental.de/

Stand: 23. September 2025

Mietwohnraumförderung - Neuschaffung

  • Zinsgünstige Darlehen mit fester Zinsbindung für 25 oder 30 Jahre
  • Für natürliche und juristische Personen, die über eine ausreichende Kreditwürdigkeit verfügen
  • Fördert die Neuschaffung von Mietwohnraum durch Neubau, Nutzungsänderung oder Erweiterung von Gebäuden
  • Mit attraktiven Tilgungsnachlässen zwischen 30 - 50%