Das Mönchengladbacher Start-up 140Fahrenheit leistet Pionierarbeit im Bereich der nachhaltigen Denim-Veredelung. Die intelligente Kombination innovativer Technologien ermöglicht eine ressourceneffiziente, CO2-freie und bedarfsgerechte Produktion. Die NRW.BANK förderte die Gründung mit individueller Beratung und einem Zuschuss aus dem Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP).
Kontakt zur Textilindustrie hatten die beiden Gründer der Mönchengladbacher 140Fahrenheit GmbH, die Brüder Felix und Maximilian Holtgrave, bereits in Kindertagen. Schon ihr Vater und ihr Großvater führten einen mittelständischen Textilbetrieb. Nun setzen die Brüder diese Tradition mit ihrem im Jahr 2021 gegründeten Start-up fort – und verfolgen damit ihre nachhaltige Mission, neue ökologische Standards für die Veredelung von Denim-Waren zu etablieren.
„Uns war es wichtig, mit einer umweltbewussten und zukunftsweisenden Idee zu gründen. Nachhaltige Denim-Veredelung bot uns die passende Marktlücke sowie die Chance, einen Wandlungsschritt in einer ‚schmutzigen‘ Industrie herbeizuführen“, erzählt der studierte Textilingenieur Felix Holtgrave und erläutert: „Leider werden in der Bekleidungsindustrie immer noch viel zu große Mengen giftiger Chemikalien wie Chlor und Kaliumpermanganat eingesetzt und viel zu viel Wasser und Energie verbraucht.“
Ressourceneffiziente Technologien
Einen wichtigen Hebel für die nachhaltige Transformation der Branche sehen die Jungunternehmer in einem schonenden Umgang mit Ressourcen. Ihr eigener Maschinenpark, den sie seit der Gründung kontinuierlich optimieren, kombiniert daher hocheffiziente Laser- und Waschtechnologien mit Anlagen zur Wasseraufbereitung und Energierückgewinnung.
„Der Wasserverbrauch konventioneller Verfahren liegt im Durschnitt zwischen 60 und 90 Litern pro Hose“, erklärt Felix Holtgrave und vergleicht: „Unsere Maschinen verbrauchen nur zehn bis 15 Liter Wasser. Mithilfe einer Abwasser-Recyclinganlage senken wir den Verbrauch von Frischwasser je nach Waschung auf teilweise unter 2 Liter.“
Ebenso achte man auf einen umweltschonenden Chemikaliengebrauch. „Jede von uns eingesetzte Chemikalie ist Bluesign-zertifiziert, entspricht also dem höchsten Zertifizierungsstandard“, erklärt Felix Holtgrave. Used-Looks, die Hosen getragen aussehen lassen, würden beispielsweise per Laser – und nicht etwa in Handarbeit mithilfe von Schleifpapier und giftigen Chemikalien – erzeugt.
Betrieben wird der klimafreundliche Maschinenpark mit erneuerbarer Energie: Rund 30 Prozent stammen aus den hauseigenen Solarzellen, der Rest aus einem nahegelegenen Windpark. Die effiziente aber nichtsdestotrotz energieintensive Produktion erfolgt somit absolut CO2-frei. Nun arbeite man daran, die (Wärme-) Energierückgewinnung zu optimieren.
Bedarfsgerecht in Deutschland produziert
Das Interesse an nachhaltigen Denim-Produkten wachse, noch bediene man aber einen Nischenmarkt, so der promovierte Betriebswirt Dr. Maximilian Holtgrave: „Die Textilindustrie hat über Jahrzehnte die gesamte Produktion ins Ausland verlagert, überwiegend nach Asien, weil dort die Produktionskosten nun mal geringer sind. Wir müssen die Bekleidungshersteller also überzeugen, wieder auf deutsche Produktion zu setzen, und ihnen zeigen, dass Nachhaltigkeit sich rechnet.“
„Unseres Wissens gibt es weltweit nur eine überschaubare Anzahl eher kleiner Unternehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell ein vergleichbares Gesamtkonzept verfolgen wie wir“, fügt Felix Holtgrave hinzu. „Das hilft uns natürlich, die höheren Preise für ‚Made in Germany‘ durchzusetzen.“
Der Produktionsstandort Mönchengladbach dient dabei auch selbst als Argument: „Anders als in Fernost, können unsere Kunden auch kleine Losgrößen bedarfsgerecht und ohne monatelangen Vorlauf ordern. Innerhalb von nur einer Woche liegen die von uns gewaschenen Hosen in den Läden zum Verkauf“, so Maximilian Holtgrave. Das ermögliche den Kunden, kurzfristig auf Trends und Modezyklen zu reagieren sowie Überproduktionen zu verhindern. Somit können große Preisabschläge zu Saisonende und die Vernichtung unverkaufter Mengen vermieden werden.
Förderung für regionale Wirtschaftsentwicklung
„140Fahrenheit ist ein gutes Beispiel dafür, dass Nachhaltigkeit und Automation die Chance bieten, abgewanderte Branchen wieder zurück nach Deutschland zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Claudia Brendt, Förderberaterin bei der NRW.BANK, die das Start-up mit individueller Beratung durch die Gründung begleitete. „Da mit diesen Arbeitsstellen auch Umweltschutz und sozial faire Bedingungen einhergehen, lohnt sich unsere Förderung gleich mehrfach“.
Für das Schaffen der neuen Arbeitsplätze erhielt das Start-up, das drei Jahre nach der Gründung sechs Mitarbeitende in Vollzeit beschäftigt, von der NRW.BANK einen Zuschuss aus den Mitteln des Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramms (RWP) des Landes Nordrhein-Westfalen. „Dieser Zuschuss war essenziell für uns, weil wir damit den investitionsintensiven Maschinenpark aufbauen konnten, und das zusätzliche Kapital erleichterte unserer Hausbank die Kreditgewährung“, sagt Maximilian Holtgrave.
Stand: 04.01.2024
Zur Webseite: www.140fahrenheit.de
Regionales Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP) - Beratung
- Zuschüsse bis zu 70% bei Belegschaftsinitiativen bei max. 1.000 € pro Tagewerk
- Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ab 5 Jahre nach Geschäftsaufnahme
- Finanziert umfassende betriebswirtschaftliche, organisatorische und technische Beratungen (auch Nachfolge)