Allein in NRW leben mehr als 360.000 Menschen mit Demenz. Städte und Angehörige stehen vor der Herausforderung, dieser wachsenden Personengruppe ein Leben in Würde zu ermöglichen. In Stolberg gibt es das Seniorenzentrum Süssendell, das sich komplett an den Bedürfnissen demenziell erkrankter Menschen orientiert. Gebaut wurde die Einrichtung des AWO Mittelrhein mit Unterstützung des Programms NRW.BANK.Infrastruktur.

Fünf Wohngruppen für je 16 Seniorinnen und Senioren sind jeweils in einem eigenen eingeschossigen Gebäude untergebracht. Sie gruppieren sich um einen Dorfplatz mit Werkhof, Atrium und Anschluss an einen Bauerngarten sowie einen kleinen Laden. „Dieser Platz ist Ort der Aktivität und Orientierung. Hier strukturiert sich rhythmisch der Tages-, Wochen- und Jahresverlauf der Senioreneinrichtung“, sagt Einrichtungsleiter Klas Bauer. Ein strukturierter Alltag und feste tägliche Rituale bauen bei demenzbetroffenen Personen Ängste ab und geben ihnen Halt. Das ist wichtig, um Vertrauen aufzubauen und hilft dementen Menschen sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden.
Kommunikation auf Augenhöhe

Darüber hinaus sind eine vertrauensvolle Umgebung und ein wertschätzender Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr wichtig. „Wir nehmen die Menschen ernst und zeigen ihnen nicht ihre Defizite, sondern ihre Möglichkeiten auf“, erklärt Klas Bauer. In der Kommunikation setzen die Mitarbeitenden des Seniorenzentrums auf das Prinzip der Validation, das heißt, sie lassen sich auf die ganz eigene Welt des dementen Menschen ein und versuchen ihn aus seiner jeweiligen Realität „abzuholen“. In der Einrichtung wird zusammen gekocht. Solche gemeinsamen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wecken Erinnerungen und tragen zu einem Gefühl der Verbundenheit aller Bewohnerinnen und Bewohner bei. „Im Mittelpunkt steht das selbstbestimmte Leben“, sagt Klas Bauer.
Ethikkomitee unterstützt bei schwierigen Entscheidungen
Zum Alltag der Einrichtung gehören auch schwierige Entscheidungen, zum Beispiel im Bereich der palliativen Pflege. Dazu hat das Seniorenzentrum ein eigenes, außerklinisches Ethikkomitee gegründet. „Dadurch möchten wir die palliative Betreuung unserer Bewohnerinnen und Bewohner noch besser gestalten. Das Komitee besteht aus Mitarbeitenden, die spezielle Weiterbildungen erhalten haben, zum Beispiel in der Palliativversorgung, Ernährungsberatung und Sozialpädagogik. Es kann unverbindliche Empfehlungen aussprechen, wenn Entscheidungen für einen schwerstkranken Menschen getroffen werden müssen, etwa wenn es um den Einsatz lebenserhaltener Maßnahmen geht,“ erklärt Klas Bauer.
Förderung sozialer Infrastruktur
Zur Finanzierung der Anlage nutzte die AWO das Programm NRW.BANK.Infrastruktur. Dieses richtet sich an Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, sowie Unternehmen mit mehrheitlich öffentlichem Gesellschaftshintergrund, Angehörige der freien Berufe und private Investoren. Es können bis zu hundert Prozent der Investitionskosten für ein geplantes Projekt über das Programm finanziert werden.
Stand: 28. März 2025
NRW.BANK.Infrastruktur
- Zinsgünstige Darlehen bis 150 Mio. € und einem Finanzierungsanteil von bis zu 100%
- Für gewerbliche und öffentliche Unternehmen, gemeinnützige Organisationen, Angehörige der freien Berufe und private Investoren
- Fördert Investitionen in die öffentliche und soziale Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen