Es braucht Pioniertaten, um die Energieinfrastruktur hin zu erneuerbaren Energiequellen umzugestalten: Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg errichtete im südwestfälischen Bad Laasphe den ersten Windpark im Wald, der nun zusätzliche Energie ins Verbundnetz einspeist. Partner für die Projektfinanzierung war unter anderem die NRW.BANK.
Dichter Nebel hat die Bergkuppe eingehüllt, unten am Sockel des 140 Meter hohen Windrades weht ein eisiger Wind. Vom Windrad selbst ist nur das satte Surren der Rotorblätter zu hören. Prinz Wittgenstein blickt zufrieden nach oben: „Wenn alle zehn Windräder von uns in Betrieb sind, erreichen wir eine Gesamtleistung von mehr als 31 Megawatt.“ Doch bis hierhin war es ein weiter Weg. Begonnen hatte alles nach dem verheerenden Orkan Kyrill Anfang 2007, dessen bis zu 205 Stundenkilometer schnelle Böen riesige Waldflächen im gesamten Südosten Nordrhein-Westfalens verwüsteten. Auch die von Prinz Wittgenstein bewirtschafteten Wälder waren betroffen: „Bei uns hat Kyrill 60.000 Kubikmeter Holz auf den Boden geworfen. Das ist fast das Siebenfache des normalen Jahreseinschlags – eine existenzielle Bedrohung für unseren Forstbetrieb. Uns war klar, dass durch den Sturm eine Lücke entstanden ist, die wir nicht so schnell würden überbrücken können.“ Ein neues Standbein musste her.
„Uns kam die Idee zur Windenergie im Wald“, erinnert sich Prinz Wittgenstein. „Die Liquidität, die wir nach dem Sturm durch den Holzverkauf erzielt haben, habe ich in die Planung eines Windparks gesteckt.“ Doch es gab ein Handicap: Zu Beginn der Planungen existierten nirgendwo Erfahrungen mit so einem Projekt. Dazu Prinz Wittgenstein: „Wir haben hier Neuland betreten und die gesamte Planung selbst in die Hand genommen. Aber jetzt wissen wir, wie es geht.“ Nach fast fünf Jahren Planungs- und Bauzeit gingen die ersten sechs Windräder im Oktober 2013 ans Netz. 2014 und 2017 nahmen jeweils zwei weitere Windräder der Sayn Energy GmbH & Co. KG sowie der Greyhouse Energy GmbH & Co. KG die Energieproduktion auf. „Alle Anlagen stehen auf Flächen, die Kyrill komplett oder zum Großteil zerstört hatte“, erklärt Prinz Wittgenstein.
Gerade der Bau von Windrädern auf bewaldeten Bergen stellt eine besondere Herausforderung an die Logistik dar: Zig Kilometer Waldwege ließ Prinz Wittgenstein so herrichten, dass die Lkws mit den riesigen Bauteilen der Windkraftanlagen die Gipfel des Wittgensteiner Landes erklimmen konnten: „Allein die Rotornabe eines Windrades wiegt bis zu 90 Tonnen.“ Zusätzlich mussten Kabel von den Windrädern bis zur Einspeisestation ins Netz durch den Wald verlegt werden.
Unterstützung von der NRW.BANK
Für die beiden letzten Anlagen holte Prinz Wittgenstein die NRW.BANK im Rahmen einer Konsortialfinanzierung mit ins Boot. Hierbei ging es konkret um eine Projektfinanzierung, bei der die Bonität des Windparks und nicht des Projektinitiators entscheidend für die Kreditgestaltung war. Mit umfassendem Know-how unterstützte die NRW.BANK das Projekt darüber hinaus bei der Ausgestaltung der notwendigen Verträge. Bei der Finanzierung eines solchen Windparks liegt ein besonderes Augenmerk darauf, den kompletten Lebenszyklus der Windräder von der Errichtung über den Betrieb bis hin zum Rückbau zu berücksichtigen.
Stärkung der Wirtschaft
Im gesamten Projekt war Prinz Wittgenstein noch etwas anderes wichtig: „Die Anlagen selbst stammen von dem dänischen Unternehmen Vestas. An allen anderen Stellen haben wir darauf geachtet, möglichst mit Unternehmen aus der Region zusammenzuarbeiten. Sicherlich waren auch deshalb die Widerstände aus der Bevölkerung sehr gering.“ Zusätzlich hatte das Projekt einen Effekt für die regionale Wirtschaft: Vestas hat in der Region inzwischen einen eigenen Servicestützpunkt eröffnet. Und Prinz Wittgenstein selbst hat bisher vier Mitarbeiter eingestellt, die sich nun um den Betrieb des Windparks kümmern.
Stand: 25. Mai 2021
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