Zukunft trifft Vergangenheit. Im Rheinischen Braunkohlerevier hat der Aachener Kosmetikhersteller Babor Beauty Group einen Produktions- und Logistikstandort errichtet, der auf regenerative Energien setzt, durch Digitalisierung weiteres Wachstum ermöglicht und neue Arbeitsplätze schafft. Gefördert wurde das im Sommer 2023 eröffnete Babor Beauty Cluster von der NRW.BANK und der KfW.

Graue Kästen auf Ketten an meherern Arbeitspositionen für Logistikmitarebeitende, die die Lieferungen zusammenstellen
Von Eschweiler in alle Welt: Im neuen Babor Beauty Cluster werden Kosmetikprodukte hergestellt und für den Versand vorbereitet. Bei der Zusammenstellung der Lieferungen helfen digital gesteuerte Transportsysteme.

Der Standort der neuen Kosmetikfabrik hat Symbolcharakter. Das Babor Beauty Cluster befindet sich in Eschweiler, rund 20 Kilometer östlich von Aachen. In der Nachbarschaft liegt das Kraftwerk Weisweiler. Ebenfalls in der Nähe erstreckt sich der Tagebau Inden, der das Kraftwerk mit Braunkohle versorgt. Bis zum Jahr 2030 sollen der Abbau und die Verstromung von Kohle im Rheinischen Revier eingestellt werden. Der neue Standort der Babor Beauty Group ist ein Beispiel dafür, wie fossile Energien schon jetzt ersetzt und im Strukturwandel neue Jobs entstehen können.

Der Neubau wurde nötig, weil Babor weiter expandieren will. Das im Jahr 1956 gegründete Familienunternehmen hat sich zu einem international agierenden Konzern mit weltweit rund 1.000 Mitarbeitenden entwickelt. „Um unsere zukünftigen Wachstumsziele zu realisieren, benötigen wir mehr Fläche. An unserem Stammsitz in Aachen platzen wir schon aus allen Nähten“, sagt Geschäftsführer Stefan Kehr, der die Bereiche Finanzen und Personal leitet.

Babor-Geschäftsführer Stefan Kehr steht in einem treppenhaus, von deren Decke viele kleine Ampullen hängen, die als Lampe dienen
Nachbildungen von Ampullen dienen im Beauty Cluster als Licht-
dekoration. Im Bild: Stefan Kehr, Geschäftsführer von Babor
für die Bereiche Finanzen und Personal.

Heizungs- und Klimatechnik ohne

CO2-Emissionen

Das Unternehmen fand in Eschweiler ein Grundstück von 60.000 Quadratmetern, fast so groß wie zehn Fußballfelder. Das hier für gut 60 Millionen Euro errichtete Babor Beauty Cluster entspricht höchsten ökologischen Ansprüchen. Das beginnt bei dem Gebäude selbst. Es erfüllt den Energie-Effizienzstandard KfW 40. Dazu gehört ein besonders niedriger Energieverbrauch, in diesem Fall nur 40 Prozent im Vergleich zu einem Referenzgebäude. Hinzukommen regenerative Energien, bei Babor mit Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung. Unter dem Strich arbeitet die Heizungs- und Klimatechnik im Beauty Cluster ohne CO2-Emissionen.

Für die Produktion wird vor allem elektrischer Strom gebraucht. Dieser kommt zu einem großen Teil aus den rund 1.800 Photovoltaik-Modulen auf dem Gebäudedach. Strom, der etwa witterungsbedingt hinzugekauft wird, stammt aus regenerativer Energie. Ein Ausbau der Photovoltaik und Windkraft sollen dazu beitragen, dass der Standort bis zum Jahr 2030 für seinen Strom weitgehend selbst sorgen kann. „Der besondere Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit gehört zu unserer Unternehmensphilosophie“, betont Geschäftsführer Stefan Kehr. Zudem zahlten sich diese Investitionen perspektivisch aus: „Bei steigenden Energiepreisen freuen wir uns, dass wir sparen können.“

Digitalisierung ermöglicht Wachstum

Ein weiteres Merkmal des Beauty Clusters ist der hohe Grad an digital gesteuerter Automatisierung. Kastenförmige Vehikel flitzen, wie von Geisterhand bewegt, durch die Logistikhalle und transportieren Produkte, die für den Versand bestimmt sind. Selbstfahrende Stapler bringen leere Verpackungen zur Abfüllanlage und bugsieren die verkaufsfertigen Waren danach ins Hochregal. In Eschweiler werden täglich 500.000 Tiegel, Tuben und Ampullen befüllt.

Trotz der Automatisierung hat Babor in seinem neuen Produktions- und Logistikstandort zusätzliche Jobs geschaffen. Von den rund 350 Mitarbeitenden sind rund 50 neu in der Firma, die meisten anderen von Aachen nach Eschweiler gewechselt. „Wir können neue Arbeitsplätze anbieten, weil wir stetig wachsen“, erläutert Geschäftsführer Stefan Kehr. Die Digitalisierung helfe dabei, wettbewerbsfähig zu bleiben und entlaste zudem die Menschen von körperlich schweren Tätigkeiten.

Babor-Geschäftsführer Stefan Kehr war Claudia Brendt von der Förderberatung Rheinland stehen vor einer scheibe, die den Produktionsbereich abtrennt
Im Produktionsbereich werden täglich 500.000 Tiegel, Tuben und Ampullen befüllt. Kooperationspartnerin von Seiten der NRW.BANK für Babor-Geschäftsführer Stefan Kehr war Claudia Brendt von der Förderberatung Rheinland.

Ökologische und soziale Nachhaltigkeit

Das Babor Beauty Cluster ist die größte Investition der Firmengeschichte. Möglich wurde sie auch durch öffentliche Unterstützung. Über die Hausbanken wurden in deren Kreditobligo, also in der Haftung der Hausbanken, Förderkredite der KfW und NRW.BANK eingebunden. Die KfW engagierte sich mit Darlehen und Tilgungszuschüssen für das energieeffiziente Gebäude. Die NRW.BANK unterstützte vor allem die Digitalisierung mit zinsgünstigen Darlehen aus den Programmen NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation sowie NRW.BANK.Universalkredit.

„Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Wachstumstreiber für mittelständische Unternehmen. Denn dadurch werden Ressourcen geschont, Effizienzpotenziale gehoben und neue Märkte erschlossen“, sagt Claudia Brendt, Förderberaterin bei der Förderberatung Rheinland der NRW.BANK. An den Finanzierungsgesprächen mit der Babor Beauty Group hat sie, gemeinsam mit den Hausbanken, beratend und koordinierend mitgewirkt. „Besonders freut mich, dass zur ökologischen auch die soziale Nachhaltigkeit kommt und im Rheinischen Revier zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen.“

Für Babor-Geschäftsführer Stefan Kehr war das Engagement der NRW.BANK „eine große Unterstützung für das nachhaltige Wachstum unseres Unternehmens“. Es gab, so Kehr, die gemeinsame Motivation, auch eine „Extrameile“ zu gehen – vor allem bei der Energieeffizienz. Zufriedengeben will sich Babor mit seinem aktuellen Nachhaltigkeitsstatus nicht. Als einer der nächsten Schritte soll jetzt das Gas, das für manche Produktionsprozesse noch notwendig ist, durch grünen Wasserstoff ersetzt werden. 

 

Stand: 05.03.2024

Zur Website: https://de.babor.com/service/babor/babor-beauty-cluster

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