Der Pharmamarkt befindet sich im Umbruch: Der Wettbewerb mit Versandapotheken aus dem In- und Ausland setzt auch die stationären Apotheken unter Zugzwang. Die Hof-Apotheke in Detmold investierte mithilfe des Darlehens NRW.BANK.Innovationskredit, der seit dem 19. November 2018 als Förderbaustein in das Programm NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation integriert wurde, in einen Apothekenautomaten, der rund 6.000 Medikamentenpackungen organisiert und bereitstellt. Damit bleibt mehr Zeit für das Wesentliche: die persönliche Beratung des Kunden.

Ein Apotheker in weißem Kittel vor einem Regal mit Arzneiflaschen. Er lächelt in die Kamera.
Christian Schmidt

Die Zahl der Arzneimittel wächst. Derzeit sind über 100.000 verkehrsfähige Arzneimittel allein in Deutschland auf dem Markt. Davon sind fast 20.000 apothekenpflichtig und über 48.000 verschreibungspflichtig. „Um diese Warenmengen besser zu managen, bietet es sich an, auch in stationären Apotheken Arbeitsprozesse zu digitalisieren“, erklärt Apotheker Christian Schmidt. Deshalb sollte ein Warenautomat den klassischen Apothekerschrank in seiner Hof-Apotheke ersetzen.

Technologischer Fortschritt zu günstigen Konditionen

Für die sechsstellige Investition riet Schmidts Hausbank zu dem zinsverbilligten Darlehen NRW.BANK.Innovationskredit (seit 19. November 2018 ein Förderbaustein des Programms NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation). Dieser Kredit wird Angehörigen freier Berufe oder mittelständischen Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft gewährt. „Ein Apothekenwarenautomat erfüllt das Kriterium einer technologischen Innovation und ist förderfähig“, erläutert Rolf Zabel, Teamleiter im Förderprogrammgeschäft der NRW.BANK.

Förderfähig sind beim NRW.BANK.Innovationskredit solche Vorhaben, die

  • neue, technologisch fortschrittliche Produkte in das Produktionsprogramm aufnehmen oder in das bestehende Produktionsverfahren einführen
  • zu einer wesentlichen Verbesserung bestehender Produkte und Verfahren beitragen.

„Eine wichtige Voraussetzung ist, dass die Investitionen im eigenen Betrieb installiert werden und sie in zukunftsweisende Technologiefelder gehen. Beides traf auf den Apothekenautomaten zu“, sagt Rolf Zabel. Für Christian Schmidt lief der Kreditantrag völlig unproblematisch: Das Produkt passte exakt zu seinen Bedürfnissen mit einem tilgungsfreien Jahr und einer Laufzeit von fünf Jahren. „Ich habe den Vertrag mit dem Hersteller des Apothekenautomaten bei meiner Hausbank eingereicht und dann ging alles sehr schnell und unbürokratisch.“

Länger hatte es gedauert im Vorfeld einen Apothekenautomaten zu finden, der mit seinen Maßen in den runden Gewölbebau in den Seitentrakt des Gebäudes passte. Die romantische Fachwerkapotheke aus dem Jahr 1623 steht unter Denkmalschutz und die historische Inneneinrichtung mit Mosaikfußboden hat eine 150-jährige Geschichte. Für Christian Schmidt sogar mit einer persönlichen Note, denn seine Großtante hatte ihr Apothekerhandwerk hier erlernt.

Effektive Arbeitsprozesse

Seit Sommer 2018 steht nun der Automat anstelle des ausziehbaren Apothekenschranks, in den die Medikamente alphabetisch per Hand einsortiert werden mussten. Das übernimmt jetzt die 3,24 Meter lange und 2,65 Meter hohe automatisierte Rollschrankanlage. Per Wendelrutsche und Förderband gelangen die Medikamente zum Verkaufsbereich. „Die Mitarbeiter müssen nicht mehr nach hinten gehen, um die Medikamente zu holen. Sie können die Zeit nutzen, um Gespräche mit den Kunden zu führen“, nennt Schmidt als weiteren Pluspunkt.

Inventur erfolgt auf Knopfdruck

Für die jährliche Inventur müssen nur noch die Medikamente im vorderen Bereich der Apotheke von den Mitarbeitern inventarisiert werden. „Das spart sehr viel Zeit. Und auch das Einräumen geht deutlich schneller, denn 350 Packungen schafft kein Mensch in einer Stunde“, betont Apotheker Schmidt.

Ein Hingucker ist der beleuchtete Apothekenautomat auch. So mancher Kunde interessiert sich für das Wunderwerk der Kommissioniertechnik. Wenn er darauf ein Gläschen trinken möchte, dann kann er das auch mit „Florentines Liebestrank“ oder „Ernst-Johanns Regimentsschlückchen“ tun – Likörspezialitäten im Gedenken an die Gründer der historischen Hof-Apotheke.

Über den Apothekenautomaten:

Die automatische Rollschrankanlage fasst viele Tausend Packungen je Meter und ist in Länge, Höhe und Breite frei konfigurierbar. 350 Packungen werden nach Größe einzeln im Direktzugriff mit modernster Greifer- und Ausgabetechnik in der Stunde eingeräumt. Die Warenwirtschaft ist über eine Schnittstelle mit dem Automaten verbunden. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wird per Foto erfasst und abgelaufene Packungen werden automatisch aussortiert.

 

Stand: 24. Februar 2021

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