Düsseldorf/Münster, 6. September 2023
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima ist im August zum fünften Mal in Folge gefallen. Dies ist ein deutliches Signal für eine sich vertiefende Schwächephase in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft für das laufende zweite Halbjahr. Die rund 1.500 Unternehmen, die im Auftrag der Förderbank zum Geschäftsklima befragt wurden, zeigten sich sowohl mit ihrer aktuellen Geschäftslage als auch mit Blick auf ihre Geschäftserwartungen erneut unzufriedener.
Insgesamt sank das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima im August um 3,2 auf -13,7 Punkte. Vor allem ihre laufenden Geschäfte bewerteten die Unternehmen schlechter. So rutschte der Umfragewert zur Geschäftslage erstmals seit Februar 2021 um 4,7 Punkte in den negativen Bereich und liegt aktuell bei -0,7 Punkten. Zudem blickten die Unternehmen im August noch pessimistischer als bisher auf die kommenden sechs Monate. Der Wert zu den Geschäftserwartungen sank um 1,9 Zähler auf -25,8.
„Die jüngsten Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die konjunkturellen Sorgen in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft verfestigen, und zwar über alle Branchen hinweg“, sagt Eckhard Forst, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK. „Als stabilisierend sollten sowohl die strukturelle Stärke der hiesigen Wirtschaft sowie der bisher solide Arbeitsmarkt in NRW nicht unerwähnt bleiben.“
Dienstleistungen: Stimmungseinbruch in der Logistik
Im Dienstleistungssektor war das Minus mit Abstand am größten. Hier fiel das Geschäftsklima um 6,9 Zähler auf -5,0 Punkte. Der Rückgang ging sowohl von der aktuellen Geschäftslage als auch von den Geschäftserwartungen aus. Den stärksten Stimmungsdämpfer erfuhr die Logistikbranche. Sie ist von der anhaltenden Schwäche der Industrie direkt betroffen. Das Gastgewerbe hingegen konnte ein kleines Stimmungsplus verbuchen.
Handel: Höchster Lagerbestand seit 1991
Auch im Handel trübte sich die Stimmung im August deutlich ein. Die Händler beurteilten ihre aktuelle Lage deutlich negativer. Auch mit Blick auf ihre Geschäftserwartungen waren sie pessimistischer. Wegen der schwachen Umsätze stieg der Lagerbestand im Groß- und Einzelhandel auf den höchsten Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 1991.
Bauhauptgewerbe: Immer weniger Aufträge
Im Baugewerbe setzte das Geschäftsklima seine Talfahrt ebenfalls fort. Die Unternehmen waren pessimistischer was ihre künftigen Geschäfte betrifft. Ihre gegenwärtige Lage bewerteten die Baufirmen unverändert als schlecht. Der Bestand an Bauaufträgen sank im August auf den tiefsten Stand seit über neun Jahren. Vor allem der Hochbau hat mit einem Mangel an Aufträgen zu kämpfen.
Industrie: Unternehmen drosseln Produktion
Am wenigsten stark ist das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe gefallen. Allerdings ist die Stimmung hier bereits stark eingetrübt. Die Unternehmen waren insbesondere mit ihren laufenden Geschäften im August unzufriedener als im Monat zuvor. Aber auch ihre Erwartungen blieben pessimistisch. Die Industrieunternehmen klagten über immer weniger Aufträge, weshalb die Produktion bereits gedrosselt wurde. Auch die Produktionspläne für die nächsten drei Monate sehen deutliche Rückgänge vor. In Anbetracht der Nachfrageschwäche geht mittlerweile eine Mehrzahl der Firmen von Preisrückgängen aus. Dies war zuletzt Mitte des Jahres 2020 der Fall. Die einzelnen Branchen entwickelten sich uneinheitlich. Stark trübte sich die Stimmung bei den Metallerzeugern ein. In der chemischen Industrie sowie im Autobau gab es hingegen ein Plus.
Hintergrund
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Im Auftrag der NRW.BANK werden monatlich über 1.500 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Großhandel, Einzelhandel sowie Dienstleistungen zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation sowie ihren Zukunftsaussichten befragt. Die Ergebnisse analysiert und veröffentlicht die NRW.BANK monatlich.
Detaillierteres Zahlenmaterial finden Sie unter www.nrwbank.de/ifo.
NRW.BANK – Förderbank für Nordrhein-Westfalen
Die NRW.BANK ist die Förderbank für Nordrhein-Westfalen. In enger Partnerschaft mit ihrem Eigentümer, dem Land NRW, trägt sie dazu bei, dass Mittelstand und Gründungen gestärkt, bezahlbarer Wohnraum geschaffen und öffentliche Infrastrukturen verbessert werden. Die NRW.BANK bietet Menschen, Unternehmen und Kommunen in NRW passgenaue Finanzierungs- und Beratungsangebote. Dabei arbeitet sie wettbewerbsneutral mit Finanzierungspartnerinnen und -partnern, insbesondere allen Banken und Sparkassen, zusammen. Um die Transformationsprozesse zu verstärken, setzt sie gezielte Förderimpulse – hin zu einem nachhaltigen, klimaneutralen und digitalen NRW.