Warum die NRW.BANK seit ihrer Errichtung vor 20 Jahren als Förderbank für Nordrhein-Westfalen unverzichtbar ist und warum sie auch in Zukunft ein zentrales Instrument der politischen Gestaltung und Entwicklung des Landes bleiben wird, erklärt ihr Vorstandsvorsitzender, Eckhard Forst, im Interview.
Herr Forst, warum braucht Nordrhein-Westfalen eine Förderbank?
Wir verstehen uns in der NRW.BANK als starker Förderpartner des Landes. In dieser Funktion setzen wir wichtige Impulse, um die Lebensqualität und den Wohlstand der Menschen in Nordrhein-Westfalen zu sichern. Wir unterstützen zum Beispiel nachhaltige und digitale Transformationsprozesse in Unternehmen mit zinsvergünstigten Krediten. Das schafft zukunftsfähige Arbeitsplätze. In der Gründungs- und Start-up-Szene ebnen wir mit Eigenkapitalbeteiligungen marktfähigen Innovationen den Weg. In den Kommunen des Landes fördern wir Infrastrukturprojekte, damit die Städte und Gemeinden lebenswert bleiben. Und wir fördern bezahlbaren Wohnraum. Zusätzlich bieten wir auch Beratung in diversen Förder- und Finanzierungsthemen an. Viele dieser Aufgaben könnte das Land selbst gar nicht übernehmen, weil dazu eine Bank notwendig ist. Deshalb verstehen wir uns als Unterstützer des Landes, das nach Kräften an der Umsetzung wesentlicher Ziele mitwirkt. Zusätzlich werden wir unsere Dienstleistungsfunktion für das Land NRW sukzessive weiter ausbauen.
Wie meinen Sie das?
Wir glauben, dass wir gerade in Krisensituationen eine gute Unterstützung für das Land sein können – nicht nur im Rahmen unserer Förderkreditprogramme und der Eigenkapitalfinanzierung, sondern auch bei der Vergabe von Zuschüssen. Diese ist seit jeher Teil unseres Aufgabenspektrums. Wir wollen dies weiter ausbauen und hier noch schneller werden. Wir verstehen diese Dienstleistung als dritte Säule unseres Geschäfts - in Ergänzung zu unserer Beratung und unserem klassischen Bank-Fördergeschäft.
Wie finanzieren Sie dieses Fördergeschäft?
Das ist eine Besonderheit der NRW.BANK: Wir machen Förderung durch günstige Kredite möglich, ohne die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zu belasten. In Nordrhein-Westfalen hatte die Politik im geförderten Wohnungsbau schon lange gute Erfahrungen gemacht. Dort wurden Darlehen zur Förderung und Gestaltung des politischen Willens eingesetzt. Dieser Gedanke wurde vor 20 Jahren auf die NRW.BANK übertragen. Die Förderung, die wir an Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen ausgeben, refinanzieren wir Großteils über den Kapitalmarkt. Sehr erfolgreich ist dabei unsere Refinanzierung über unsere Green und Social Bonds. Im Jahr 2013 waren wir die erste regionale Förderbank in Europa, die eine grüne Anleihe aufgelegt hat. Mit diesen Green Bonds refinanzieren wir Projekte, die klar auf das Thema Klimaschutz einzahlen – und das bisher mit einem Gesamtvolumen von sechs Milliarden Euro. Seit 2020 begeben wir zudem Social Bonds. Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen.
Offensichtlich nimmt das Thema Nachhaltigkeit in der Refinanzierung eine wichtige Rolle ein – wie sieht das in der Förderung aus?
Nachhaltigkeit war von Beginn an und ist bis heute zentrales Leitmotiv der NRW.BANK. 2018 haben wir zusätzlich Nachhaltigkeitsleitlinien aufgestellt, an denen sich unser Geschäft orientiert und in denen wir für uns ökologische und soziale Handlungsgrundsätze definiert haben. Zusätzlich orientiert sich unser Fördergeschäft weitgehend an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Diese Ausrichtung zeigt sich auch in vielen großen Projekten, die wir gestemmt haben.
Was sind das für Beispiele und wie machen Sie Nachhaltigkeit sichtbar?
Zum Beispiel in Bezug auf ökologische Aspekte, wie beim Emscher-Umbau, den wir mit rund drei Milliarden Euro unterstützt haben. Oder in Bezug auf die soziale Dimension der Nachhaltigkeit – denken wir nur an die Wohnraumförderung des Landes. Genauso an das Programm NRW.BANK.Gute Schule 2020, das wir zusammen mit dem Land NRW umgesetzt haben. So konnten wir gemeinsam zwei Milliarden Euro an die Kommunen ausreichen, damit Schulen gebaut, modernisiert und digitalisiert werden. Treiber der Transformation sind immer auch Innovationen. Hier haben wir viele neue Möglichkeiten der Förderung geschaffen. Bezogen auf Energie- und Ressourceneffizienz sind unsere Förderangebote ebenfalls ein Beitrag zum Wandel. Wir haben unser Instrumentarium in den 20 Jahren unseres Bestehens kontinuierlich weiterentwickelt. Die Förderung von Nachhaltigkeit wird noch weiter an Bedeutung gewinnen. Deshalb haben wir in unserem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht erstmals ein SDG-Mapping veröffentlicht, das zeigt, wie sich der positive Beitrag der jährlichen Neuzusagen auf die SDGs verteilt. Damit stellt die NRW.BANK ihren Beitrag zu den einzelnen SDGs auf transparente Weise dar.
Wie gehen Sie die anstehenden Herausforderungen an?
Zuversichtlich. Unsere neue Landesregierung hat klare Herausforderungen formuliert und auf die wollen wir Antworten finden. Und das werden wir – für uns selbst als Bank, aber auch in Bezug auf die Instrumente, mit denen wir Förderung betreiben. Wir müssen uns klarmachen, dass eine nachhaltige und auf Klimaneutralität zielende Entwicklung weitreichende Anpassungsinvestitionen in Wirtschaft, Kommunen und Infrastrukturen erfordert. Hier geht es zunächst darum, den Bedarf zu erfassen, um dann mit der Landesregierung geeignete Förderinstrumente und weitere Impulse, mit denen wir die Transformation beschleunigen können, abzustimmen. Klar ist, dass die NRW.BANK dafür eine starke Partnerin bleibt, die Unternehmen, Kommunen und die Menschen im Land fördert, finanziert, berät und unterstützt.
Über die NRW.BANK
Die NRW.BANK ist die Förderbank für Nordrhein-Westfalen. Errichtet wurde sie am 1. August 2002 als Landesbank NRW, per Landesgesetz zum 1. April 2004 umbenannt in NRW.BANK und mit einem klaren Auftrag ausgestattet: Als größte Landesförderbank Deutschlands unterstützt sie ihren Eigentümer, das Land NRW, bei dessen struktur- und wirtschaftspolitischen Aufgaben. In ihren drei Förderfeldern „Wirtschaft“, „Wohnraum“ und „Infrastruktur/Kommunen“ setzt die NRW.BANK ein breites Spektrum an Förderinstrumenten ein: von zinsgünstigen Förderdarlehen über Eigenkapitalfinanzierungen bis hin zu Förderberatungsangeboten. Dabei arbeitet sie wettbewerbsneutral mit allen in NRW engagierten Banken und Sparkassen zusammen. Die Kunden der NRW.BANK profitieren von günstigen Konditionen sowie von langen Laufzeiten und Zinsbindungen. Den Zugang zu Förderkrediten sichert sie durch optionale Haftungsfreistellungen für die durchleitende Hausbank. Seit 2002 reichte sie mehr als 165 Milliarden Euro Förderung in Nordrhein-Westfalen aus und erteilte rund 900.000 Förderzusagen. Ihre Bilanzsumme belief sich zum 31. Dezember 2021 auf 153,1 Milliarden Euro.