Das Projekt einer sozialen Hausgemeinschaft, in der sich ältere Menschen gegenseitig unterstützen, gehört zu einem neuen Quartier der Neusser Bauverein GmbH. Das kommunale Unternehmen baute auf dem Gelände der ehemaligen Sauerkrautfabrik Leuchtenberg insgesamt 154 Mietwohnungen. Rund 80 Prozent von ihnen förderte die NRW.BANK mit Mitteln der Wohnraumförderung des Landes.

Die sechs Gebäude des Leuchtenberg-Areals gruppieren sich um einen autofreien Innenhof.
Von den 154 Mietwohnungen sind 121 öffentlich gefördert.

Der Neusser Bauverein errichtete von April 2019 bis Mai 2022 auf dem früheren Leuchtenberg-Areal sechs Mehrfamilienhäuser mit einem autofreien Innenhof. Von den 154 Mietwohnungen am südlichen Rand der Neusser Innenstadt sind 121 öffentlich gefördert und 33 frei finanziert. In einem der Häuser mit 21 geförderten Wohnungen befindet sich die von der Stadt Neuss und dem Bauverein ins Leben gerufene soziale Hausgemeinschaft. Sie richtet sich an Menschen im Alter von „55+“, die den Wunsch haben, nachbarschaftliches Leben aktiv mit anderen zu gestalten und sich bei Bedarf gegenseitig zu unterstützen.

„Die Menschen werden immer älter, haben aber gleichzeitig den Wunsch, möglichst lange selbstbestimmt zu leben“, sagt Dirk Reimann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Neusser Bauvereins. „Wir setzen uns schon seit einigen Jahren für die Bedürfnisse der alternden Gesellschaft ein. Mit der sozialen Hausgemeinschaft wollen wir einen weiteren Weg erproben.“ Wissenschaftlich begleitet wurde das Konzept von der Hochschule Düsseldorf, die bereits Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten gesammelt hatte.

Dirk Reimann ist Vorsitzender der Geschäftsführung des
Neusser Bauvereins, der das Bauprojekt realisiert hat.

Freiwilliges Miteinander

Alle 21 Wohnungen der sozialen Hausgemeinschaft sind seit Mai 2022 bezogen. Gemeinsamer Treffpunkt ist ein rund 80 Quadratmeter großer Aufenthaltsraum. Die Belegungen verliefen in zwei Phasen: Bei den ersten Mietverträgen mussten die Interessenten dem Bauverein und der Stadt in einem Motivationsschreiben darlegen, warum sie in dieser Wohnform leben möchten und wie sie sich in die Hausgemeinschaft einbringen können. Die so ermittelten Bewohnerinnen und Bewohner haben dann, in Abstimmung mit dem Bauverein, die weiteren Mietenden in Eigenregie ausgewählt.

Grundgedanke des Konzepts ist es, dass die Hausgemeinschaft ihr Zusammenleben selbst organisiert. Dabei helfen Aushänge im Gemeinschaftsraum und Chatgruppen via App. „Handwerklich Begabte sind bei kleineren Reparaturen behilflich, andere Bewohner unterstützen ihren Nachbarn bei der Steuererklärung“, berichtet Bauverein-Geschäftsführer Dirk Reimann von den bisherigen Erfahrungen. Die Altersstruktur der sozialen Hausgemeinschaft reicht von Mitte 50 bis über 80. Manchmal frühstücken die Menschen gemeinsam oder trinken zusammen Kaffee. Wer nicht mehr so mobil ist, findet bei einem Nachbarn Unterstützung für die täglichen Besorgungen. „Alles geschieht im freiwilligen Miteinander“, betont Reimann. Neben den alltagspraktischen Belangen gehe es prinzipiell darum, einer Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken.

Demografischer Wandel

Die Wohnungen der sozialen Hausgemeinschaft sind barrierefrei und für Rollstuhlfahrende geeignet. Gleiches gilt für alle anderen Wohnungen des Leuchtenberg-Areals. Die Neubauten erfüllen den Standard eines Effizienzhauses (EH) 55. Ein EH 55 verbraucht nur 55 Prozent der Energie, die ein als Normhaus definiertes Gebäude verbraucht. Die Wärmeversorgung für das Quartier kommt aus einem benachbarten Blockheizkraftwerk mit einer Holzpellet-Anlage.

„Das Leuchtenberg-Areal trägt den aktuellen ökologischen und sozialen Anforderungen Rechnung. Besonders hervorzuheben ist das innovative Projekt der Hausgemeinschaft, in dem sich Menschen beim Älterwerden umeinander kümmern“, sagt Thomas Stausberg, Bereichsleiter Wohnraumförderung der NRW.BANK. „Der demografische Wandel erfordert neue Wohnformen. Das in Neuss realisierte Konzept kann als wertvolle Anregung für weitere Initiativen dieser Art dienen.“ Das Investitionsvolumen für die gesamten Baumaßnahmen betrugen rund 36,4 Millionen Euro. Davon stellte die NRW.BANK über die Wohnraumförderung des Landes Fördermittel in Höhe von 14,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Deutscher Bauherrenpreis

Dem Baubeginn war ein Architekturwettbewerb vorausgegangen. „Ein Ziel des Wettbewerbs war es, der besonderen städtebaulichen Situation Rechnung zu tragen“, erläutert Bauverein-Geschäftsführer Reimann. Das Areal befindet sich in exponierter Lage im Einzugsbereich der Innenstadt und neben einem Kloster. Hier sollte sich das Quartier sensibel einfügen. Umgesetzt wurde der Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros Konrath und Wennemar. „Das Leuchtenberg-Areal ist jetzt Teil einer städtebaulichen prägenden Eingangssituation zur Innenstadt“, sagt Bauverein-Geschäftsführer Reimann. „Gleichzeitig zeigt der realisierte Entwurf, dass auch bezahlbarer Wohnraum von hoher architektonischer und baulicher Qualität sein kann.“ Diese Ansicht teilt auch die Jury des Deutschen Bauherrenpreises 2024. Das Leuchtenberg-Areal gehörte zu den 30 nominierten Wohnungsbauprojekten, die unter 195 Einreichungen ausgewählt wurden.

Das neue Wohnquartier auf dem Areal der ehemaligen Sauerkrautfabrik Leuchtenberg befindet sich
am südlichen Rand der Neusser Innenstadt.

Stand: 20.06.2024

Zur Website: www.neusserbauverein.de

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