Wie fördert die NRW.BANK junge weibliche Talente? Wie werden Führungspositionen besetzt? Und woran liegt es, dass es in Bankvorständen nur so wenige Frauen gibt? Antworten darauf gibt Vorständin Gabriela Pantring.

Portrait von NRW.BANK-Vorstandsmitglied Gabriela Pantring
NRW.BANK-Vorständin Gabriela Pantring im Interview

Frau Pantring, was halten Sie von der gesetzlichen Regelung, die mehr Frauen in Führungspositionen bringen soll?

Gabriela Pantring: Für die Besetzung von Führungspositionen muss die fachliche und persönliche Qualifikation einer Person im Mittelpunkt stehen – verbunden mit einer gut ausgewogenen Mischung von Frauen und Männern. Denn dann sind Führungsgremien nicht nur ein Spiegel der Gesellschaft, sondern aufgrund der Diversität auch widerstandsfähiger. Damit können wir Herausforderungen besser bewältigen und die besten Lösungen für die Zukunft erarbeiten und umsetzen. An diesem Punkt sind wir noch nicht und die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich das nicht von alleine ändert. Ein Beispiel dazu: als ich vor neun Jahren erstmals eine Vorstandsposition in einer Bank antrat, waren nur rund 6 % der Vorstandspositionen der 100 größten Banken in Deutschland mit Frauen besetzt. Heute sind es gerade einmal 13%. Wenn wir so weitermachen, wird das mit der Geschlechterparität in Vorstandspositionen in diesem Jahrhundert nichts mehr. Insofern ist eine gesetzliche Regelung eine vernünftige Unterstützung.

Woran liegt es, dass es in Bankvorständen nur so wenige Frauen gibt? Liegt es eher an der Förderung von Frauen in den oberen Führungsebenen oder eher an der Nachwuchsförderung oder hat dieser Umstand noch andere Gründe und wie wird sich das entwickeln?

Gabriela Pantring: Schauen Sie auf den Altersdurchschnitt aktueller Vorstände und die Historie. Wir vergessen immer wieder, dass es noch gar nicht allzu lange her ist, dass Frauen sich eher um die Familie als um die Karriere gekümmert haben. Der so entstandene jahrzehntelange Vorsprung der Männer lässt sich nicht automatisch aufholen. Es bedarf einer aktiven Unterstützung und Auswahl von Frauen für Vorstandspositionen. Ich bin sicher, dass sich mit zunehmend weiblichen Vorbildern und gezielter Förderung junger Talente eine positive Entwicklung in den nächsten Jahren ergibt.

Wie fördert die NRW.BANK junge weibliche Talente und welche konkreten Ziele setzt sich die NRW.BANK hinsichtlich ihres Frauenanteils in den kommenden Jahren?

Gabriela Pantring: Die NRW.BANK stellt seit 2019 einen Gleichstellungsplan mit Zielquoten für Führungsfunktionen auf. Diese Quoten werden ebenso wie die unterstützenden Maßnahmen regelmäßig überprüft. Im aktuellen Gleichstellungsplan haben wir neben den Zielquoten für sämtliche Führungspositionen zusätzlich auch solche für außertarifliche Senior-Positionen festgelegt. Um diese Ziele zu erreichen, haben wir verschiedene Personalentwicklungsangebote etabliert und bieten seit drei Jahren auch ein Cross-Mentoring-Programm für weibliche Nachwuchskräfte der NRW.BANK an. Zusätzlich benennen unsere Führungskräfte im Rahmen von Nachfolgeszenarien verpflichtend sowohl Frauen als auch Männer. Die NRW.BANK ermöglicht die Übernahme von Führungspositionen auch in Teilzeit – eine gute Möglichkeit, Karriere und Familie zu vereinbaren. Seit 2021 leitet auch erstmals ein Führungstandem bestehend aus zwei Müttern mit kleinen Kindern gemeinsam eine Organisationseinheit.

Inwiefern wäre es für die Finanzbranche von Vorteil, wenn mehr Frauen in Führungspositionen wären?

Gabriela Pantring: Die Finanzbranche steht vor spannenden Herausforderungen, aus denen sich Chancen und Risiken gleichermaßen ergeben – und das nicht nur aufgrund der anstehenden Finanzierungsbedarfe durch die Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft nach der Corona-Pandemie. Denken wir an die Aufgaben, die die Digitalisierung stellt, wie das Aufsetzen von Plattformen und Ökosystemen oder der Einsatz von Dataanalytics zur Verbesserung der Finanzierungsangebote. Auch das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in der Finanzindustrie eine zunehmende Bedeutung – beispielsweise die Kreditvergabe und die Geldanlage nach ökologischen Kriterien. Um hierfür Lösungen zu erarbeiten, brauchen wir die besten Frauen und Männer in den Führungsteams der Finanzbranche. Wenn wir nur einen Teil der Geschlechter berücksichtigen, bleiben wir hinter unseren Möglichkeiten zurück.