Düsseldorf/Münster, 7. September 2022

Die Stimmung in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft hat sich im August den dritten Monat in Folge eingetrübt. Während die Unternehmen ihre aktuellen Geschäfte marginal besser beurteilen, blicken sie zunehmend pessimistisch in die Zukunft. Die hohen Gas- und Strompreise machen den Unternehmen immer mehr zu schaffen – und erhöhen die Rezessionsgefahr.
 
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima ist im August um 2,7 Saldenpunkte auf -7,8 Punkte gesunken. Die Stimmung in der NRW-Wirtschaft war damit so schlecht wie seit Juni 2020 nicht mehr. Für das jüngste Minus waren einzig die Geschäftserwartungen verantwortlich, die von -26,2 auf -31,1 Punkte einbrachen.
 
„Für die Konjunktur in Nordrhein-Westfalen stehen die Zeichen aktuell nicht günstig. Ein Alarmsignal sind die Geschäftserwartungen, die in vielen Branchen und Unternehmen sehr pessimistisch ausfallen“, sagt Eckhard Forst, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK. „Grund hierfür ist unter anderem der hohe Preisdruck durch gestiegene Energiekosten. Gleichzeitig sind die konjunkturellen Nachholeffekte der Coronapandemie inzwischen weitgehend abgeklungen.“
 
Industrie: Erste Unternehmen drosseln Produktion
Am stärksten brach das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe ein. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen beurteilten die Industrieunternehmen im August deutlich schlechter als im Monat zuvor. Erstmals seit Juni 2020 drosselten die Industriefirmen ihre Produktion. Auch der Höhenflug beim Auftragsbestand fand im August ein Ende, was den Ausblick trübt. Besonders schwierig ist die Situation in der chemischen Industrie, wo die Erwartungen auf den tiefsten Stand seit über zehn Jahren fielen. Bei den Herstellern von Metallerzeugnissen sanken die Erwartungen sogar auf eine neues Allzeittief. Ein kleines Stimmungsplus gab es im Automobilbau, wo die Produktion zuletzt merklich anzog.
 
Handel: Hoher Preisdruck im Einzelhandel
Auch im Handel trübte sich die Stimmung im August stark ein. Immer weniger Händler berichten von gut laufenden Geschäften. Bei den Erwartungen setzte sich die Talfahrt der vergangenen Monate fort. Im Zuge der schwachen Handelsumsätze wurden die Lager erneut aufgefüllt. Während der Preisdruck im Großhandel jüngst etwas nachließ, wurde im Einzelhandel ein neuer Höchstwert erreicht.
 
Dienstleistungen: Geschäftslage noch gut
Im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Geschäftsklima ebenfalls. Vor allem die Erwartungen trübten sich ein. Die aktuelle Lage bewerteten die Dienstleister zwar ebenfalls leicht schlechter, jedoch liegt der Indikator weiterhin auf hohem Niveau. Den stärksten Einbruch musste die Branche Information und Kommunikation hinnehmen. Im Gastgewerbe wiederum erholte sich die Stimmung dank solider Umsätze.
 
Bauhauptgewerbe: Auftragsbestand sinkt
Nach dem starken Einbruch im Vormonat, hat sich das Klima im Bauhauptgewerbe im August wieder merklich verbessert. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage besser. Zudem nahm der Pessimismus mit Blick auf die kommenden sechs Monate etwas ab. Der Preisdruck entspannte sich in allen Sektoren des Bauhauptgewerbes. Dies könnte auch auf den erneut gesunkenen Auftragsbestand zurückzuführen sein, der die Bautätigkeit in den nächsten Monaten hemmen dürfte.

NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima August 2022: In Nordrhein-Westfalen droht eine Rezession
  1. NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima August 2022: In Nordrhein-Westfalen droht eine Rezession

    Die Stimmung in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft hat sich im August den dritten Monat in Folge eingetrübt. Während die Unternehmen ihre aktuellen Geschäfte marginal besser beurteilen, blicken sie zunehmend pessimistisch in die Zukunft. Die hohen Gas- und Strompreise machen den Unternehmen immer mehr zu schaffen – und erhöhen die Rezessionsgefahr.

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Hintergrund

Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Im Auftrag der NRW.BANK werden monatlich über 1.500 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Großhandel, Einzelhandel sowie Dienstleistungen zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation sowie ihren Zukunftsaussichten befragt. Die Ergebnisse analysiert und veröffentlicht die NRW.BANK monatlich.

Detaillierteres Zahlenmaterial finden Sie unter www.nrwbank.de/ifo.

NRW.BANK – Förderbank für Nordrhein-Westfalen

Die NRW.BANK ist die Förderbank für Nordrhein-Westfalen. In enger Partnerschaft mit ihrem Eigentümer, dem Land NRW, trägt sie dazu bei, dass Mittelstand und Gründungen gestärkt, bezahlbarer Wohnraum geschaffen und öffentliche Infrastrukturen verbessert werden. Die NRW.BANK bietet Menschen, Unternehmen und Kommunen in NRW passgenaue Finanzierungs- und Beratungsangebote. Dabei arbeitet sie wettbewerbsneutral mit Finanzierungspartnerinnen und -partnern, insbesondere allen Banken und Sparkassen, zusammen. Um die Transformationsprozesse zu verstärken, setzt sie gezielte Förderimpulse – hin zu einem nachhaltigen, klimaneutralen und digitalen NRW.

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