Warum ist soziale Nachhaltigkeit ein Thema für die Wirtschaft?
Die spürbaren Folgen des Klimawandels, die Vernichtung von Lebensräumen, Fluchtbewegungen in die Industrienationen, Polarisierung der Gesellschaften haben insbesondere die jüngere Generation veranlasst, soziale Nachhaltigkeit politisch einzufordern und auch im unternehmerischen Handeln umzusetzen. Es geht darum, lebenswürdige Bedingungen zu schaffen, eine faire Bezahlung, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, soziale Infrastrukturen zu entwickeln oder die materielle wie auch immaterielle Teilhabe zu fördern. Soziale Nachhaltigkeit zielt darauf ab, langfristig positive Auswirkungen auf die Gesellschaft zu erzielen. Unternehmen, die dies in ihrer Unternehmensstrategie integrieren, können Wertschöpfung und Reputation verbessern, Fachkräfte und andere Stakeholder an sich binden und von Investoren als interessantes Asset wahrgenommen werden.
Unter dem Begriff Social Entrepreneurship versteht man eine unternehmerische Tätigkeit, die sich für einen positiven Wandel der Gesellschaft einsetzt. Wieso ist das in Zeiten, in denen es um globales Wachstum und Innovationen geht, so wichtig?
Durch die Verbindung unternehmerischer Ansätze mit gesellschaftlichen Anliegen entstehen soziale und ökologische Innovationen. Social Entrepreneurs, bzw. Gemeinwohlunternehmen sind Impulsgeber beispielsweise für den Einsatz technologischer Möglichkeiten für soziale Ziele oder für Geschäftsmodelle zum Klimaschutz oder Ressourceneffizienz. Dazu gehört auch ein verantwortungsvolles und Nachhaltigkeit berücksichtigendes Wachstum. Damit leisten Sozialunternehmen - zumeist junge und innovative Unternehmen - auch einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unserer Gesellschaft.
Sozialunternehmen schaffen also einen gesellschaftlichen Mehrwert. Doch sie haben es bei der Beschaffung von Kapital häufig schwerer. Wie werden sie dabei von der NRW.BANK unterstützt?
Wir wissen um die Besonderheiten bei der Finanzierung eines Sozialunternehmens. Innovative Ansätze, zum Beispiel Inklusion oder Angebote, die soziale Nachhaltigkeit berücksichtigen, sind im Rahmen eines Kreditprozesses schwierig auf ihre Marktchancen einzuschätzen, da es noch wenig Markterfahrung gibt. Zudem bilden Sozialunternehmen üblicherweise weniger Reserven, negative Abweichungen der Planungen können daher schnell zu Liquiditätsengpässen führen. Als Förderbank unterstützen wir sie mit Beratungs- und Förderangeboten. Wir bereiten sie zum Beispiel mit speziellen Informations- und Seminarangeboten sowie unserem Angebot NRW.BANK.Finanzierungsbegleitung auf Finanzierungsgespräche bei der Hausbank vor. Außerdem haben wir Förderprogramme auf die Gesellschafterrechtsform „Gemeinnützig“, zum Beispiel gGmbH geöffnet. Wir unterstützen mit dem NRW.Mikrodarlehen kleinere Gründungen auch ohne Sicherheiten sowie mit dem Programm NRW.Microcrowd eine Mittelaufstockung erfolgreicher Crowdfunding-Projekte. Die NRW.BANK versteht sich als Partner des Sozialunternehmertums und unterstützt regionale Initiativen und Netzwerke.
Können Sie Beispiele nennen?
Da gibt es einige. Wir haben zum Beispiel mit dem Mikrodarlehen das Unternehmen Home plus aus Münster gefördert. Home plus ist ein Serviceunternehmen für haushaltsnahe Dienstleistungen. Zu den Services gehören die Haus- und Wohnungspflege, Einkaufs- und Begleitfahrten stehen ebenfalls auf dem Programm. Es geht darum, Menschen dabei zu unterstützen, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. Die meisten Kunden haben wegen Pflegebedürftigkeit Anspruch auf die teilweise oder vollständige Kostenerstattung der haushaltsnahen Dienstleistungen. Das Unternehmen hat sich so gut entwickelt, dass es nun neben Münster auch noch Filialen in Lüdinghausen und Hamm gibt.
Was können gemeinwohlorientierte Unternehmen tun, um Förderung in Anspruch zu nehmen?
Gemeinwohlorientierte Unternehmen sind Unternehmen. Als solche können sie das gesamte Förderangebot der Wirtschaftsförderung in Anspruch nehmen: Sei es die Beratung bei den STARTERCENTER NRW im Rahmen eines Gründungsvorhabens oder die Beratung bei der NRW.BANK, bei der sie sich zu Finanzierungs- und Förderoptionen oder Netzwerken orientieren können. Auf die vielfältigen Initiativen in NRW, zumeist in Verbindung mit den regionalen Kammern oder Wirtschaftsförderungen, habe ich ja schon hingewiesen. Der erste Schritt zur Förderung ist daher: einfach den Kontakt zu uns per Telefon oder Mail aufzunehmen.