Die Transformation zu zirkulären Formen der Wertschöpfung ist zentrale Voraussetzung für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und den Wirtschafts- und Industriestandort Nordrhein-Westfalen. Wie die NRW.BANK Unternehmen auf ihrem Weg in die Kreislaufwirtschaft unterstützen kann, erläutert Förderberater Janpeter Beckmann von der NRW.BANK im Interview.

Porträt Janpeter Beckmann, Förderberater

Warum ist die zirkuläre Wirtschaft überhaupt ein Thema für Unternehmen?

Es gibt verschiedene Treiber, die das Thema bedeutsam machen. Ganz entscheidend ist der Green Deal der Europäischen Kommission mit dem Ziel, das europäische Wirtschaftssystem bis zum Jahr 2050 in Richtung einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft umzubauen. Das heißt also: Der ordnungspolitische Rahmen, in welchem Wirtschaft stattfindet, verändert sich.

Warum sollten sich Unternehmen darüber hinaus mit der Kreislaufwirtschaft beschäftigen?

Hier kommt die Nachfrageseite ins Spiel. Das Thema Nachhaltigkeit im Ganzen, und damit verbunden das Thema Kreislaufwirtschaft, wird für Konsumentinnen und Konsumenten immer wichtiger. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Nachhaltigkeitsaspekte einen immer größeren Anteil an der Kaufentscheidung ausmachen. Sehr gut zur Kreislaufwirtschaft passt auch der Trend, dass die Leute ihre Geräte reparieren lassen wollen, beispielsweise ihr Handy. Es gibt ja viele kleine Läden, die festverbaute Akkus oder auch beschädigte Displays austauschen. Dies ist nur ein Beispiel von vielen.

Wie können Unternehmen konkret von der zirkulären Wirtschaft profitieren?

Es gibt die Chance neuer Geschäftsmodelle, wie auch schon der kleine Handyreparaturbetrieb zeigt. Auch einzelne Komponenten von Produkten werden im Sinne der Kreislaufwirtschaft weiterverwendet, das können bei einem Laptop der Bildschirm sein, einzelne Chips oder am Ende eines Lebenszyklus die Metalle. Ein anderes Beispiel ist das sogenannte Produkt-als-Dienstleistung. Man kauft nicht das Eigentum an einem Produkt, sondern die Nutzungsrechte. Das ist schon bei vielen Fotokopierern in Büros so, die nur auf Zeit gemietet werden. Im Anschluss kann der Produzent das alte Gerät oder dessen Komponenten bestmöglich weiterverwenden. Das ist ressourceneffizient und hilft Kosten zu sparen. Dieses Geschäftsmodell wird sich immer weiter durchsetzen – schon heute kann man klassische Konsumgüter auf Zeit mieten. Die Kreislaufwirtschaft eröffnet Spielräume für innovative Unternehmen.

Welche Unterstützung bietet die NRW.BANK dabei?

Unser Beratungscenter Wirtschaftsförderung bietet Informationsveranstaltungen an, in denen es darum geht aufzuzeigen, wie sich Wirtschaft verändert und welche Chancen und Herausforderungen auf Unternehmen zukommen und welche Anpassungen eine Kreislaufwirtschaft erfordert. Wir stellen auch Kontakte zu unseren Netzwerkpartnern her. Die NRW.BANK ist beispielsweise an der Initiative „Circular Valley“ in Wuppertal beteiligt, welche junge Unternehmen aus aller Welt bei der Umsetzung ihrer innovativen und zirkulären Geschäftsmodelle unterstützt. Konkret helfen wir hier, passende finanzielle Förderprogramme zu finden. Und wir bieten natürlich auch selbst Förderprogramme an, mit denen entsprechende Maßnahmen oder Anschaffungen finanziert werden können.

Können Sie Beispiele nennen?

Zu den Darlehen, mit denen die NRW.BANK Unternehmen auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft unterstützt, gehört der NRW.BANK.Effizienzkredit für Investitionen in eine dauerhafte Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz. Ein weiteres Beispiel ist unser Programm NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation. Die Digitalisierung unterstützt die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft maßgeblich, denn sie ermöglicht neue Geschäftsmodelle, optimiert Produkte und verbessert Prozesse. Und wir informieren darüber, welche Zuschuss-Förderprogramme es gibt. Das können auch Zuschüsse zu Investitionen in klimaneutrale Technologien seien. Hier bietet das Land NRW einiges an, aber auch der Bund und die Europäische Kommission.

Wie stehen die Chancen, dass Kreislaufwirtschaft Wirklichkeit wird?

Der Weg ist mit dem Green Deal geebnet und das ökonomische Potenzial ist hoch. Das zeigt auch die Tatsache, dass immer mehr deutsche Start-ups Nachhaltigkeit oder Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zum Kern ihres Geschäftsmodells machen. Laut Start-up-Monitor können mittlerweile rund 30 Prozent der Neugründungen als grün eingestuft werden, weil sie mit ihren umweltentlastenden Produkten und Dienstleistungen die Schritte Deutschlands in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität beschleunigen.

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