Der Kreis Steinfurt treibt die Energiewende voran – unter anderem mit Bürgerwindparks. Bald soll in der Stadt Greven ein weiterer entstehen. Der Bürgerenergiefonds NRW unterstützt die örtliche Bürgerwindgesellschaft dabei, die Kosten für Gutachten und Studien in der Vorplanungsphase zu stemmen. Dass die Gelder aus dem Fonds auch in Greven ankommen, stellt die NRW.BANK sicher.

In der Planungsphase muss Bürgerwind Greven diverse Gutachten und Anträge vorbereiten.
Der Bürgerenergiefonds unterstützt bei den Kosten.

Die Bürgerwind Greven GmbH & Co. KG plant den Bau von 18 neuen Windrädern. Bürgerinnen und Bürger der Stadt können sich über eine Kapitaleinlage an dem Windpark beteiligen und somit zu Miteigentümern werden. Dadurch erhalten sie ein Mitspracherecht für den Betrieb der Anlagen und profitieren von der Rendite des verkauften Stroms.

Energiewende lokal vorantreiben

„Wir möchten möglichst viele Menschen an dem Projekt beteiligen,“ so Tobias Werning. Er ist gemeinsam mit Stephan Eilers Geschäftsführer bei Bürgerwind Greven. „Mit diesem Ziel konnten wir das Projekt über Jahre über alle Hürden hinweg vorantreiben.“ Bürgerwind Greven wurde 2014 als Bürgerenergiegesellschaft gegründet. Die ersten Bauanträge wurden 2016 nicht genehmigt, weil eine Bebauung mit Windrädern an den anvisierten Standorten planungsrechtlich noch nicht vorgesehen war. Doch die insgesamt sieben Gesellschafter von Bürgerwind Greven überzeugten vor allem während der Coronapandemie lokale Akteure und Anwohnende vom Potenzial der zukünftigen Anlagen. Im Jahr 2023 wurden das Bau- und Planungsrecht schließlich angepasst.

Stephan Eilers und Tobias Werning von Bürgerwind Greven
planen den Bau von 18 neuen Windkraftanlagen im Ort.

Leuchtturm der Bürgerenergie

Der neue Windpark soll Strom für circa 100.000 Haushalte liefern und jährlich 180.000 Tonnen CO2 einsparen. Damit könnte er dem Kreis Steinfurt helfen, bis 2040 klimaneutral zu werden. Der Kreis erzeugt, aufs Jahr gerechnet, bereits mehr Strom aus Erneuerbaren Energiequellen, als er verbraucht – allein 62 Prozent seines gesamten Stromverbrauchs werden aus Windkraft gedeckt. Aber das reicht nicht: „Für die anstehende Wärme- und Mobilitätswende müssen wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien noch weiter vorantreiben.“, erklärt Ralf Marpert von der Servicestelle Wind des
energieland2050 e. V.

Der Verein energieland2050 zertifiziert Bürgerenergieprojekte nach Leitlinien des Kreises Steinfurt und möchte dadurch das Vertrauen der Bevölkerung in Bürgerenergie steigern. „Bürgerinnen und Bürger müssen an der Energiewende aktiv mitwirken, um die Maßnahmen zu stützen“, so Ralf Marpert. Rund 3.500 Menschen im Kreis Steinfurt besitzen bereits Anteile an Bürgerwindparks.

Auch in Greven ist das Interesse schon jetzt groß: Hunderte Bürgerinnen und Bürger möchten sich nach Fertigstellung des Parks mit Kapital beteiligen. Möglich wird das, wenn genau eingeschätzt werden kann, welchen Ertrag er bringen wird, und welches Risiko mit einer Beteiligung verbunden ist. Bürgerwind Greven will so die Anteile größtenteils und dauerhaft lokal binden und auf externe Investoren verzichten, um die gesellschaftliche Teilhabe und die regionale Wertschöpfung zu stärken.

Bürgerenergiefonds unterstützt Vorplanungsphase

Dass die Bürgerwind Greven in der Vorplanungsphase liquide bleibt, ermöglicht unter anderem der Bürgerenergiefonds NRW. Das Land NRW fördert über den Fonds Bürgerenergieprojekte zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien mit bis zu 300.000 Euro. „Mit dem Bürgerenergiefonds mindern wir das finanzielle Risiko für die Bürgerinitiative in Greven für den Fall, dass der Windpark doch nicht umgesetzt wird. Und wir stellen sicher, dass das Bürgerengagement nicht an den hohen Kosten für die umfangreiche Vorplanung scheitert“, sagt Guido Hellmer, Förderberater bei der NRW.BANK. „Die Förderung macht unser Projekt spruchreif“, sagt Co-Geschäftsführer Stephan Eilers „Ich war begeistert von der reibungslosen Abwicklung über die NRW.BANK“.

Vor der Antragstellung gab es ein beratendes Vorgespräch mit der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz,
NRW.Energy4Climate dazu, ob das Vorhaben machbar und förderfähig ist. „Der Austausch hat uns sehr geholfen. Wir konnten während des Beratungsprozesses stets klärende Rückfragen stellen,“ so Stephan Eilers. Bürgerwind Greven erhielt die maximale Fördersumme von 300.000 Euro. Christian Mildenberger, Geschäftsführer NRW.Energy4Climate: „Bürgerenergieprojekte steigern die Akzeptanz und direkte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und bringen dadurch die Energiewende voran. Die Größe dieses Windparks in Bürgerhand ist besonders beeindruckend. Die eigens entwickelten Bürgerenergie-Leitlinien des Kreises Steinfurt sind eine vorbildliche Unterstützung für solche Initiativen.”

Noch viel zu tun bis zum Baustart

Der nächste Meilenstein ist das Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz. Bürgerwind Greven arbeitet dafür intensiv an den Anträgen und Gutachten. Der Spatenstich ist frühstens in drei Jahren geplant. Bis dahin gibt der Fonds den engagierten Bürgern finanzielle Sicherheit für ihr Energiewende-Projekt.

Im Kreis Steinfurt stammt rund 62 Prozent des erzeugten Stroms aus Windkraft.
Möglich wird dies auch durch die vielen Bürgerwindparks.

 

Stand: 17. Juli 2025

Zur Website: www.buergerwind-greven.de

Bürgerenergiefonds NRW

  • Bedingt rückzahlbare Zuschüsse bis 300.000,00 Euro pro Vorhaben
  • Für Bürgerenergiegesellschaften von mindestens sieben ortsansässigen Bürgerinnen und Bürgern
  • Förderung von Bürgerprojekten zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in der Phase der Vorplanung und Machbarkeitsprüfung
  • Die Beteiligung juristischer Personen (z.B. Unternehmen, Kommunen) ist möglich