Düsseldorf/Münster, 5. November 2019
Die Stimmung in der NRW-Wirtschaft hat sich im Oktober auf breiter Front eingetrübt. Die Unternehmen bewerten sowohl die aktuelle Lage als auch die künftigen Geschäftsaussichten deutlich schlechter als noch im September. Sorgen bereitet vor allem die Industrie.
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima hat seinen im Herbst 2018 begonnenen Abwärtstrend im Oktober weiter fortgesetzt. Es fiel zum zweiten Mal in Folge von 7,3 auf 5,7 Saldenpunkte und damit auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren. Vor allem was die Geschäftserwartungen der Unternehmen in Nordrhein-Westfalen für die nächsten sechs Monate angeht, sank das Konjunkturbarometer deutlich auf -6,3 Punkte. Zuletzt beurteilten die Unternehmen im Krisenjahr 2009 die Aussichten ähnlich skeptisch. Auch die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich verschlechtert.
Die jüngste Eintrübung des NRW-Geschäftsklimas betrifft sämtliche Branchen. Besonders ausgeprägt ist sie in der Bauwirtschaft. Ausgerechnet in der Branche, die sich in den letzten Monaten als wichtiger Stabilitätsanker für die nordrhein-westfälische Wirtschaft erwiesen hat, nahm die Skepsis bezüglich der künftigen Aussichten deutlich zu. Neben dem öffentlichen Hochbau zeigte nun auch der Wohnungsbau zunehmend Schwächen.
Neben dem Bau hat sich das Geschäftsklima auch im Handel und im Dienstleistungssektor leicht verschlechtert. In der Mehrzahl wird in diesen drei binnenwirtschaftlichen Branchen die aktuelle Geschäftslage aber nach wie vor als gut oder sogar sehr gut bewertet.
Größtes Sorgenkind für die NRW-Konjunktur ist weiterhin die Industrie. Erstmals seit Mai 2010 beurteilten die Firmen nun auch ihre Geschäftslage eher negativ. Die Erwartungen sind bereits seit über einem Jahr im Minus. Die Kombination aus negativer Geschäftslage sowie pessimistischen Erwartungen deutet auf eine Rezession in der nordrhein-westfälische Industrie hin.
Dies spiegelt sich auch in der Kapazitätsauslastung wider, die im dritten Quartal um fast einen Prozentpunkt auf 81,1% sank. Sie liegt damit unter ihrem langfristigen Durchschnitt von 84,4%. Auch der Anteil der Industriebetriebe mit Kurzarbeit hat sich zuletzt auf 4,4% nahezu verdoppelt. In den nächsten drei Monaten plant sogar über ein Zehntel der Unternehmen im Verarbeitendem Gewerbe, Kurzarbeit zu beantragen.
„Die Abkühlung in der außenwirtschaftlich orientierten Industrie ist deutlich“, sagt Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW.BANK. „Trotz gewisser Ansteckungseffekte auf die Binnenwirtschaft steht diese aber solide da. Von einer branchenübergreifenden Konjunkturkrise kann derzeit nicht die Rede sein.“
Hintergrund:
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima gibt Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Hierfür werden monatlich etwa 1.500 Unternehmen aus dem Bundesland zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Zukunftserwartungen befragt. Ihre Antworten werden exklusiv für die NRW.BANK ausgewertet. Detaillierteres Zahlenmaterial finden Sie unter www.nrwbank.de/ifo.
Über die NRW.BANK
Die NRW.BANK ist die Förderbank für Nordrhein-Westfalen. Sie unterstützt ihren Eigentümer, das Land NRW, bei dessen struktur- und wirtschaftspolitischen Aufgaben. In ihren drei Förderfeldern „Wirtschaft“, „Wohnraum“ und „Infrastruktur/Kommunen“ setzt die NRW.BANK ein breites Spektrum an Förderinstrumenten ein: von zinsgünstigen Förderdarlehen über Eigenkapitalfinanzierungen bis hin zu Beratungsangeboten. Dabei arbeitet sie wettbewerbsneutral mit allen Banken und Sparkassen in NRW zusammen. In ihrer Förderung berücksichtigt die NRW.BANK auch bestehende Angebote von Bund, Land und Europäischer Union.