Die Siegfried Jacob Metallwerke haben in Ennepetal die wohl größte industriell genutzte Photovoltaik-Dachanlage Nordrhein-Westfalens in Betrieb genommen. Das Metallrecycling-Unternehmen speist mehr als die Hälfte des dort erzeugten grünen Stroms in das öffentliche Netz ein. Die NRW.BANK unterstützte den Bau der sechs Fußballfelder großen Anlage mit dem Programm NRW.BANK.Energieinfrastruktur (seit dem 27.5.2024 NRW.BANK.Infrastruktur).

Dachflächen der Produktionshallen mit 42 Solarmodulen
Viel Platz für Photovoltaik: Die Siegfried Jacob Metallwerke mit Sitz in Ennepetal speisen mehr als die Hälfte ihres Solarstroms in das öffentliche Netz ein.

„Für uns ist es nur folgerichtig, bei der Stromerzeugung auf erneuerbare Energien zu setzen. Darin liegt eine konsequente Weiterentwicklung unseres auf Nachhaltigkeit zielenden Geschäftsmodells“, sagt Andreas Fedderwitz, Elektroingenieur bei den Siegfried Jacob Metallwerken (SJM). Auf dem Betriebsgelände am südlichen Rand des Ruhrgebiets werden aus Schrott, Schlamm oder ausrangierten Elektronikteilen wertvolle Rohstoffe zurückgewonnen – von Aluminium über Kupfer und Nickel bis Zink, aber auch Edelmetalle wie Gold, Platin und Palladium. Rund 130 000 Tonnen an recyceltem Metall kommen so Jahr für Jahr zusammen.  

Bei den durch die Aufarbeitung gewonnenen Rohstoffen handelt es sich um sogenannte Sekundärrohstoffe, weil sie nicht direkt aus der Natur stammen. Wenn Sekundärrohstoffe zurück in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden, schont das die natürlichen Ressourcen – und es wird weniger Energie verbraucht als beim Abbau und der Verarbeitung von Primärrohstoffen.

22 000 Solarmodule auf 42 Hallendächern

Aber auch Metallrecycling ist bei der Verwendung fossiler Energieträger mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Deshalb suchte das Familienunternehmen schon seit einigen Jahren nach möglichst klimaneutralen Lösungen. Erste Planungen mit Photovoltaik scheiterten im Jahr 2010 an den damals hohen Kosten. Wenige Jahre später vereitelten Bestimmungen des Vogelschutzes das Errichten einer Windkraftanlage. Einen neuen Anlauf nahm der Ennepetaler Betrieb 2021, als zunächst auf einigen Dächern eine kleinere PV-Anlage für den Eigenbedarf installiert werden sollte. „Doch dabei wurde uns klar, dass unsere riesigen Dachflächen dafür prädestiniert sind, in größeren Dimensionen zu denken, und wir diese Chance nutzen sollten, um so viel grünen Strom wie möglich zu produzieren“, so Fedderwitz, in dessen Händen dann die Leitung des ambitionierten Projekts lag.

In einer Bauzeit von elf Monaten haben auf 42 Hallendächern rund 22 000 Solarmodule Platz gefunden. Die Anlage, die im März 2024 in Betrieb genommen worden ist, erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 43 000 Quadratmetern, was den Ausmaßen von sechs Fußballfeldern entspricht. Laut Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur mit Angaben zur deutschen Energiewirtschaft handelt es sich um die größte Photovoltaik-Dachanlage Nordrhein-Westfalens.

Andreas Fedderwitz, Elektroingenieur bei dem Recyclingbetrieb, steht in gelber Warnjacke auf einer Anhöhe vor den Fabrikdächern mit Solarmodulen
Andreas Fedderwitz, Elektroingenieur bei dem Recyclingbetrieb,
hat als strategischer Projektmanager die Planung und den
Ausbau der Solaranlage betreut.

Mehr Solarstrom als für den Eigenbedarf nötig

Die Anlage mit einer Spitzenleistung von 9,2 Megawatt kann theoretisch und bei bestem Wetter jährlich bis zu 8,6 Millionen Kilowattstunden grünen Stroms erzeugen. Das reicht rein rechnerisch, um 2500 Durchschnittshaushalte zu versorgen. Für seine eigenen Zwecke benötigt der Metallbetrieb weniger als die Hälfte des Solarstroms. Der Rest wird in das öffentliche Netz eingespeist. Die Gesamtersparnis an CO2-Emissionen durch die neue Anlage liegt bei schätzungsweise 4250 Tonnen pro Jahr.

Die Anlage umfasst auch einen großen Batteriespeicher, der einen Teil des Solarstroms zwischenspeichern kann und Strom für Zeiten mit wenig Sonnenlicht bereithält. Neben dem ökologischen Nutzen verspricht sich das Unternehmen Einsparungen bei den Energiekosten. Die Ennepetaler Metallwerke haben rund zehn Millionen Euro investiert. Die neue Technik könnte sich in rund zehn Jahren amortisiert haben, bei steigenden Strompreisen auch früher.

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Beispielhafter Beitrag zur Energiewende

Die NRW.BANK unterstützte den Bau der Photovoltaikanlage mit einem Darlehen in Höhe von sieben Millionen Euro aus dem Programm NRW.BANK.Energieinfrastruktur. „Das Engagement der Metallwerke hat Vorbildcharakter. Es zeigt, wie Unternehmen aktiv zu einer erfolgreichen Energiewende beitragen können“, sagt Alexander Risch, Förderexperte bei der NRW.BANK. Zu den Besonderheiten dieses Projekts zählt Risch, dass die SJM mit der Investition in erneuerbare Energien nicht nur den eigenen Bedarf decken, sondern der produzierte Strom mehrheitlich in das öffentliche Netz eingespeist wird und somit auch andere Unternehmen und Haushalte von dem grünen Strom partizipieren können.

Die Siegfried Jacob Metallwerke loben den schnellen Bearbeitungsprozess und die effektive Kooperation mit der NRW.BANK. Der niedrige, auch über längere Laufzeiten garantierte Zinssatz habe entscheidend dazu beigetragen, die Investition zu tätigen. Die Bemühungen um größtmögliche Nachhaltigkeit werden unterdessen fortgesetzt. Das für manche Produktionsprozesse noch notwendige Gas soll zukünftig durch Strom ersetzt werden. Die SJM stehen bereits mit Spezial-Firmen in Kontakt, die diesen technisch anspruchsvollen Wechsel realisieren könnten.

Mann in silbernem Hitzeanzug steht an Metallschmelze
Die Rückgewinnung von Rohstoffen gehört zum nachhaltigen Geschäftsmodell des Familienunternehmens am südlichen Rand des Ruhrgebiets.

Stand: 20.06.2024

Website: www.jacob-metall.de

NRW.BANK.Infrastruktur

  • Zinsgünstige Darlehen bis 150 Mio. € und einem Finanzierungsanteil von bis zu 100%
  • Für gewerbliche und öffentliche Unternehmen, gemeinnützige Organisationen, Angehörige der freien Berufe und private Investoren
  • Fördert Investitionen in die öffentliche und soziale Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen