„Wir wollen die mentale Gesundheitsversorgung neu denken“, sagt das Gründungsteam des Start-ups Elona Health. Das Unternehmen hat eine Software entwickelt, mit der die ambulante Psychotherapie unterstützt und erweitert werden soll. Die NRW.BANK begleitete das in Düsseldorf angesiedelte Start-up mit zielgerichteten Förderleistungen – von der Beratung über die Vergabe von Darlehen bis zum Kontakt mit der win NRW.BANK Business Angels Initiative.

Das Gründer-Team von Elona Health
Das Gründer-Team von Elona Health (v. l. n. r.): Magnus Schückes, Leon Hillebrandt, Johanna von Lobenstein, Alexander Braden; es fehlt: Dr. Peter Neudeck

Wer jemals eine neue Sprache lernen wollte, weiß, dass es mit den Schulstunden allein nicht getan ist. Flankierend zu den festen Terminen gilt es, Vokabeln zu lernen, Grammatikübungen zu absolvieren und die Aussprache zu trainieren. „Ganz ähnlich verhält es sich mit einer Psychotherapie“, sagt Magnus Schückes, einer der Gründer des Start-ups Elona Health. „Man muss permanent dranbleiben. Wir wollen dabei helfen, Inhalte aus der Psychotherapie nachhaltig in den Alltag zu integrieren.“ Zu diesem Zweck hat das Düsseldorfer Unternehmen eine Smartphone-Anwendung entwickelt. Die Smartphone-App „elona therapy“ soll bei der Behandlung von Depression und Angststörungen unterstützen.

Therapeutinnen und Therapeuten legen zusammen mit ihren Patientinnen und Patienten fest, welche in der App gespeicherten Aufgaben zwischen den Sitzungsterminen bearbeitet werden sollen. Die Anwendung bietet Raum für Notizen. Ein intelligenter Algorithmus erinnert an Zielsetzungen und schlägt Übungen vor. Neben der Smartphone-App für Patienten gibt es für Therapeutinnen und Therapeuten eine Browser-Anwendung, über die zusätzliche therapeutische Inhalte parallel zum Behandlungsfortschritt freigeschaltet werden können.

 

Gegen Defizite in der mentalen Gesundheitsversorgung

Das Start-up besteht seit Frühjahr 2021. Zum Gründungsteam gehören die Betriebswirte Magnus Schückes und Alexander Braden, der Softwarespezialist Leon Hillebrandt und die Psychotherapeutin Johanna von Lobenstein. „Wir sind ein Freundeskreis und haben schon oft mit dem Gedanken gespielt, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen“, so Schückes. Komplettiert wird die Gruppe von Dr. Peter Neudeck, der als erfahrener Psychotherapeut auch als Supervisor und Dozent in der Ausbildung tätig ist. Das Team will Defizite in der mentalen Gesundheitsversorgung beheben; immerhin werden Schätzungen zufolge bis zu 65 Prozent der Menschen mit Depressionen und Angststörungen nach der Behandlung rückfällig.

Die App zur Unterstützung der ambulanten Therapie.
Die App zur Unterstützung der ambulanten Therapie.

Dass die Geschäftsidee Potential hat, fand beispielsweise auch das Bundeswirtschaftsministerium. Es gewährte dem Start-up ein EXIST-Gründungsstipendium und verlieh ihm eine Auszeichnung als eines der innovativsten Jungunternehmen in Deutschland. Die NRW.BANK war früh beratend mit an Bord. Als Ansprechpartner stand Sebastian Hanny-Busch vom Beratungscenter Wirtschaftsförderung (BCW) dem Team zur Verfügung. „Er hat uns sehr gut durchnavigiert, welche öffentlichen Förderungen es gibt, von der NRW.BANK, aber auch auf Bundesebene und von der EU. Neben dieser umfassenden Beratung hat er uns auch an einige zuständige Personen direkt weitergeleitet“, so Magnus Schückes.

 

 

Unterstützung durch Darlehen und Business Angels

Als von der Corona-Krise betroffenes Jungunternehmen erhielt Elona Health im Sommer und im Herbst 2021 von der NRW.BANK zwei Wandeldarlehen aus dem Programm NRW.Start-up akut. Denn bei Elona Health hatte pandemiebedingt auch die Kontaktaufnahme zu Patienten gestockt, was es erschwerte, letztere in die Weiterentwicklung der App einzubeziehen. Die Geschäftsidee und die trotz Corona erzielten Fortschritte fanden auch Anklang bei der win NRW.BANK Business Angels Initiative. Durch ihr Netzwerk und ihr Know-how unterstützt sie junge Unternehmen mit überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven und einem überzeugenden Management-Team bei der Suche nach Kapitalgebern. Im Netzwerk der NRW.BANK selbst gab es zu diesem Zeitpunkt keinen passenden Business Angels. Dafür fand das Start-up – durch die NRW.BANK-Experten gut gebrieft – in einem anderen Zusammenhang potente Geldgeber mit privatem Eigenkapital.

Ein Grund, warum die NRW.BANK sich für das Düsseldorfer Unternehmen engagierte, ist in der stetig steigenden Bedeutung digitaler Lösungen im deutschen Gesundheitssystem zu finden. „Für den Bereich der Psychotherapie hat sich Elona Health hier überzeugend und vielversprechend positioniert“, sagt Stefan Dörpinghaus, Experte für die Frühphasenfinanzierung bei der NRW.BANK.

 

Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit

Die Wirksamkeit von „elona therapy“ wird aktuell in wissenschaftlichen Studien erforscht. Erste Anhaltspunkte deuten auf einen hohen Nutzen hin. Ein Wirksamkeitsnachweis ist für die Zulassung als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) von Bedeutung. Nach einer amtlichen Zulassung könnte elona therapy als Kassenleistung verschrieben werden. Mit einer Entscheidung rechnet das Team von Elona Health ab Spätsommer.

Bis dahin werden weitere Pläne forciert. Denn wer das Düsseldorfer Start-up für ein reines Digital-Unternehmen hält, irrt. Elona Health setzt auf die „verzahnte Psychotherapie“, digitale Elemente werden in die reguläre ambulante Behandlung integriert. In den nächsten Monaten will das mittlerweile zwanzigköpfige Team deshalb erste psychotherapeutische Praxen eröffnen, die als Partnerpraxen in Kooperation mit approbierten Therapeuten und Therapeutinnen geführt werden.

 

Stand 13. Juli 2022

Zur Website: www.elona.health