Von der Entladung über die Demontage bis hin zur Rückgewinnung aller Rohstoffe: Die Aachener Cylib GmbH hat ein ganzheitliches Verfahren für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien, zum Beispiel aus Elektroautos, entwickelt. So hilft das Start-up, wertvolle Ressourcen zu schonen. Beim Bau seiner ersten Industrieanlage unterstützt die NRW.BANK das 2022 gegründete Unternehmen mit einem Investment über ihren Venture-Capital-Fonds.
Lithium-Ionen-Batterien treiben die moderne Welt an. Aus ihnen ziehen Smartphones, Notebooks, Elektroautos und viele andere technische Geräte ihre Energie. Doch was passiert mit den Batterien, die ihr Lebensende erreicht haben? Für mehr Recycling von „End of Life“-Batterien macht sich das Aachener Start-up Cylib stark.
„Das Recycling ist deshalb so wichtig, weil wir in Europa, was die Versorgung mit Batterierohstoffen angeht, fast vollständig vom Import abhängig sind“, sagt Dr.-Ing. Gideon Schwich, COO von Cylib. „Kobalt beispielsweise bekommen wir aus dem Kongo, Graphit aus China, Lithium aus Südamerika und Australien. Das Recycling bietet uns die Möglichkeit, all diese Rohstoffe hier in Europa zu gewinnen.“
Mit der klaren Mission, eine Kreislaufwirtschaft im europäischen Batteriesektor zu etablieren, hat er im Jahr 2022 gemeinsam mit Dr.-Ing. Lilian Schwich und Paul Sabarny das Unternehmen Cylib gegründet. „Cylib hat einen ganzheitlichen Batterierecycling-Prozess entwickelt. Das heißt, wir sind in der Lage, alle Rohstoffe aus Batterien zurückzugewinnen und in marktfähige Rohstoffe zu verarbeiten“, erläutert Gideon Schwich.
Nachhaltig und effizient zugleich
Neben dem ganzheitlichen Ansatz zeichnet sich das Recyclingverfahren von Cylib durch eine innovative, auf Wasser basierende Rückgewinnung aus. Dadurch müssen deutlich weniger Säuren und andere chemische Hilfsstoffe als üblich eingesetzt werden. Gleichzeitig ist die Recyclingeffizienz von 90 Prozent überdurchschnittlich hoch.
Entwickelt wurde das Verfahren in langjähriger Forschung an der RWTH Aachen. „Lilian hat bereits im Jahr 2016 angefangen im Bereich des Batterierecyclings zu forschen, 2018 hat sie dann Paul als Mitarbeiter ihres Teams eingestellt“, berichtet Gideon Schwich. „Das sind die beiden Wissensträger, die den Prozess entwickelt haben. Ich kam später von der betriebswirtschaftlichen Seite hinzu.“
Pilotanlage in Aachen eröffnet
Mehreren Jahren der Forschung folgte 2022 die Unternehmensgründung und knapp ein Jahr später die Inbetriebnahme einer Pilotanlage im Technopark Aachen. Das tägliche Recyclingvolumen: 500 Kilogramm. „Die Pilotlinie nutzen wir dafür, um Prozesse zu qualifizieren und langfristige Kundenbeziehungen zu entwickeln – beispielsweise zu Automobil- und Batterieherstellern“, sagt Gideon Schwich.
Bereits 2024 ging das Start-up dann den nächsten Wachstumsschritt und startete die industrielle Skalierung seines Recyclingprozesses. Im Chempark Dormagen baut das junge Unternehmen derzeit seine erste Industrieanlage mit einer jährlichen Recyclingkapazität von 30.000 Tonnen End-of-Life-Batterien.
Bei der Finanzierung der Industrieanlage bekam das Start-up unter anderem Unterstützung durch die NRW.BANK. Die Förderbank hat sich über ihren Venture-Capital-Fonds NRW.Venture an dem jungen Unternehmen beteiligt. Das Investment der Förderbank für Nordrhein-Westfalen war Teil einer Series-A-Finanzierungsrunde, in der das Start-up insgesamt 55 Millionen Euro Wagniskapital von Investoren eingesammelt hatte.
Weit mehr als nur Kapital
„Das Unternehmen Cylib überzeugte uns durch den qualitativ sehr performanten und verfahrenstechnisch robusten Prozess, der eine Rückgewinnung werthaltiger Rohstoffe in beeindruckender Reinheit ermöglicht“, sagt Philipp Leidig von NRW.Venture. „Insgesamt verfügt das Management-Team mit Lilian, Gideon und Paul zudem über sehr gute und ausgewogene unternehmerische und technische Fähigkeiten, um die Erfolgsgeschichte Cylib mit Unterstützung namhafter Investoren fortzuschreiben.“
Das Engagement der NRW.BANK umfasst dabei nicht nur Kapital. Dazu Gideon Schwich: „Wir haben zwei Ebenen der Zusammenarbeit mit der NRW.BANK kennengelernt, die wir beide sehr schätzen“, sagt der Gründer. „Die eine Ebene ist die gute fachliche Zusammenarbeit mit dem Investment-Team der Bank. Die andere ist, dass die NRW.BANK neben ihrem Know-how auch ein Netzwerk mitbringt und zum Beispiel Kontakte zur European Investment Bank oder zum Land NRW ermöglicht.“
Richtige Partner sind wichtig
In der nächsten Zeit fokussiert sich das Start-up darauf, die Strukturen und Prozesse im Unternehmen weiter zu professionalisieren, um gut aufgestellt zu sein, wenn die neue Industrieanlage in Dormagen in Betrieb geht. Der Produktionsstart ist für das Jahr 2026 geplant. In seiner ersten Ausbaustufe sollen am neuen Standort etwa 170 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.
„Wir haben mit Cylib in den vergangenen Jahren extrem starkes Wachstum erlebt“, zieht Gideon Schwich Bilanz. „Es war allerdings nie unser primärer Treiber, ein schnell skalierendes Geschäftsmodell aufzubauen.“ Stattdessen geht es dem Gründungstrio insbesondere darum, effizient mit Rohstoffen umzugehen, Rohstoffkreisläufe zu schließen und so für mehr Importunabhängigkeit in Europa zu sorgen.
„Bei der Gründung von Cylib ging es uns immer darum, etwas mit Sinn zu machen – und dafür braucht man eben die richtigen Partner wie die NRW.BANK, die hinter der Vision stehen“, sagt der Gründer.
Stand: 29.10.2024
Zur Webseite: www.cylib.de