Die Kleinstadt Hörstel im Tecklenburger Land stellt sich den großen Herausforderungen der Energiewende. Insgesamt 16 Windenergieanlagen entstehen dort unter Federführung engagierter Bürger. Dem Ziel, bis 2050 energieautark zu sein, kommt der Kreis Steinfurt damit einen großen Schritt näher. Die Förderbank für Nordrhein-Westfalen unterstützt die Betreibergesellschaft dabei über das Förderprogramm NRW.BANK.Energieinfrastruktur.

Bernhard Wieker, Theresa Ungru und Hermann Willers von der Hörstel GmbH & Co. KG stehen vor einer Windkraftanlage.
Hermann Willers, Theresa Ungru und Bernhard Wieker

„Das Besondere an unserem Modell ist, dass die Bürger ihr Kapital – mindestens 1.000 Euro – erst einbringen müssen, wenn der Windpark bereits am Netz ist“, erklärt Bernhard Wieker, der gemeinsam mit Theresa Ungru und Hermann Willers die Geschäfte der Bürgerwind Hörstel GmbH & Co. KG führt. Eine Beteiligung am Bürgerwindpark Hörstel wird dank der Vorfinanzierung durch die Banken sehr attraktiv.

Mit einer Investitionssumme von 110 Millionen Euro ist das Projekt eine der größten Investitionen im Kreis Steinfurt in den vergangenen Jahren. Vier Hausbanken und die NRW.BANK finanzieren das Projekt im Rahmen einer Konsortialfinanzierung komplett vor, wovon die NRW.BANK knapp 21 Millionen Euro Risiko trägt. Zum Einsatz kommt dafür Geld aus dem Programm NRW.BANK.Energieinfrastruktur. Investoren, die die Energiewende in NRW vorantreiben, können über dieses Programm generell ein Darlehen von bis zu 150 Millionen Euro erhalten. "Mitfinanziert werden der Kauf von Grundstücken, gewerbliche Baukosten oder die Anschaffung von Maschinen“, erläutert Guido Hellmer vom Team Förderberatung Westfalen der NRW.BANK.

Hohe Akzeptanz

„Beim Bürgerwindpark Hörstel stimmt die Rendite in vielerlei Hinsicht: Das Mitgestalten steht im Mittelpunkt, Windenergie wird umsichtig gebaut und die Finanzierung steht auf sicheren Beinen“, sagte NRW.BANK-Vorstandsmitglied Gabriela Pantring anlässlich des Spatenstichs für den Teilabschnitt Lager Feld. „Daher unterstützen wir das Projekt. Denn NRW braucht Menschen wie hier in Hörstel, die innovative Ideen haben und bereit sind, mit anzupacken.“ Schließlich ist es Ziel des Projekts, dass sich möglichst viele Bürger aus Hörstel und Umgebung beteiligen. „Dafür braucht es natürlich eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung“, resümiert Hermann Willers. Möglichst wenig Risiko und faire Bedingungen für alle waren und sind deshalb bei Planung und Umsetzung oberstes Gebot. „Natürlich hilft es, dass wir keine anonymen Windenergie-Projektierer sind, sondern bekannte Gesichter hier im Ort.“ Theresa Ungru ergänzt: „Ein weiterer Unterschied zu anderen Windprojekten ist unser Pachtmodell. Alle, die vom Betrieb einer Windenergieanlage betroffen sind, erhalten Pachtzahlungen – also nicht nur diejenigen, auf deren Grundstücken Anlagen stehen.“

Gemeinsam in die Zukunft

Die Ideen für eigene Bürgerwindparks in ihren Hörsteler Gebieten hatten Bernhard Wieker, Theresa Ungru, und Hermann Willers übrigens unabhängig voneinander bereits 2011. „Je öfter wir uns auf verschiedenen Terminen sahen, desto klarer wurde uns: Wenn wir uns mit Windenergieanlagen an drei Standorten zu einem großen Bürgerwindpark Hörstel zusammenschließen, können wir wichtige Synergien heben“, erzählt Hermann Willers.

Noch im gleichen Jahr schloss man sich zusammen, die Planungen gingen im Kollektiv weiter voran und seit Juli 2017 sind bereits die ersten vier Windanlagen in Uthuisen am Netz. In naher Zukunft werden in Hörstel nun neun Windenergieanlagen voraussichtlich 85,2 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich produzieren. „Somit können wir Strom für 22.400 Haushalte ins Netz einspeisen – zum Vergleich: Hörstel selbst hat etwa 8.600 Haushalte“, berichtet Bernhard Wieker.

Gut für die Umwelt und die Region

Strom aus erneuerbaren Energiequellen trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern ist auch ein Wirtschaftsfaktor für die jeweilige Region. Wenn sich wie im Kreis Steinfurt die Menschen vor Ort für ein solches Modell stark machen, kommt die Wertschöpfung zu 100 Prozent der Region zugute, weil:

  • regionale Akteure den Windpark planen
  • regionale Unternehmen die Anlagen errichten
  • unter anderem regionale Banken die Finanzierung übernehmen
  • Gewerbesteuern an die Gemeinde fließen
  • eine angemessene Rendite für die beteiligten Bürger im Fokus steht
  • Arbeitsplätze in der Region entstehen

Mit Produkten wie NRW.BANK.Energieinfrastruktur unterstützt die NRW.BANK Bürger dabei, für die Umwelt und ihre Region Gutes zu tun.

Stand: 25. Mai 2021

NRW.BANK.Energieinfrastruktur

  • Zinsgünstige Darlehen bis 150 Mio. € und einem Finanzierungsanteil von bis zu 100%
  • Für gewerbliche oder öffentliche Unternehmen, gemeinnützige Organisationsformen, Angehörige der freien Berufe und private Investoren unabhängig von der Rechtsform
  • Fördert Investitionen in Anlagen zur Energieerzeugung, -speicherung und -verteilung in Nordrhein-Westfalen