Die Studierenden nannten die alte Wohnanlage aus den 1970er-Jahren liebevoll „Boeselburg“. Nach 40 Jahren wurde sie abgerissen. An ihrer Stelle setzte das Studierendenwerk Münster eine der modernsten Passivhaussiedlungen in Europa – finanziert mit Mitteln der Wohnraumförderung des Landes über die NRW.BANK. 535 Studierende leben seit 2013 in ein einer Wohnanlage, die einen Maßstab für modernes und richtungsweisend klimabewusstes, studentisches Wohnen setzt.
Der Komplex wurde nach dem prämierten Entwurf des Architekturbüros Kresings aus Münster errichtet, mit dem das Büro 2009 im Rahmen des Landeswettbewerbs NRW für „Innovative Wohnformen für Studierende in gemischten Quartieren“ den ersten Preis gewonnen hatte, ausgeschrieben vom NRW-Bauministerium in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsministerium und in Kooperation mit der Architektenkammer NRW. Der Entwurf für die Neubebauung für eine circa drei Hektar große Fläche nahe des Aasees zeichnete sich vor allem durch einen guten Mix von öffentlichen und privaten Freiflächen sowie durch eine hohe Aufenthaltsqualität aus.
Wohnen mit Vorbildcharakter
Um den Heizenergiebedarf der Wohnungen möglichst klimafreundlich zu decken, wurden acht Geothermieanlagen zur Vorerwärmung der Raumluft eingebaut. Diese werden durch 24 Bohrungen mit bis zu 130 Metern Tiefe gespeist. Zusätzlich garantiert eine automatische Lüftungsanlage mit integrierter Wärmerückgewinnung die ausreichende Be- und Entlüftung im Gebäudeinneren. Durch die hocheffiziente Funktionsweise werden dadurch bis zu 90 Prozent der Wärmeenergie aus dem Abluftstrom über Wärmetauscher auf die einströmende Frischluft übertragen. Ein Fernwärmeanschluss sorgt für die Brauchwassererwärmung, stellt aber auch eine zusätzliche Option für die Raumheizung dar, falls benötigt. Die Gebäude sind zudem komplett barrierefrei ausgelegt und können somit im Falle sinkender Studierendenzahlen zu Wohnungen für Senioren umfunktioniert werden.
Das Angebotskonzept mit Wahlfreiheit zwischen Einzelappartements oder Gruppenwohnungen, die über eine gemeinsame Küche und einen Aufenthaltsraum verfügen, ist sehr erfolgreich und wird von den studentischen Mieterinnen und Mietern sehr gut angenommen.
Die Projektfinanzierung
Baumaßnahmen dieser Größenordnung waren und sind auch für ein großes Studierendenwerk wie das in Münster nichts Alltägliches. Das Investitionsvolumen für das Großprojekt belief sich einschließlich der Kosten für den Abriss der alten Gebäude auf rund 54 Millionen Euro. Zwei Drittel davon kamen von der Förderbank für Nordrhein-Westfalen, der Rest aus Mitteln anderer Institute. „Für eine Förderzusage müssen die Gesamtkosten solcher Projekte im angemessenen Rahmen bleiben und der hängt natürlich immer vom jeweiligen Standort ab“, sagt Simeane Fienitz, Fachberaterin für Wohnraumförderung bei der NRW.BANK. Bei dieser Wohnanalage für Studierende handelt es sich ihrer Überzeugung nach um ein zukunftsweisendes Projekt, das den Erwartungen an eine weitblickende Stadtentwicklung entspricht.
Stand: 25. Januar 2021
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