Im nördlichen Münsterland produziert ein Start-up Biokohle aus Pflanzenabfällen. Sie hat Eigenschaften wie Braunkohle, gilt aber als CO2-neutral und klimaschonend. Bei ihrer Verfeuerung werden deshalb keine Emissionsabgaben fällig. Die NRW.BANK förderte das Projekt „Biokohle Ladbergen“ mit Darlehen aus den Programmen NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation sowie NRW.BANK.Universalkredit.

Die drei Gesellschafter des Unternehmens Biokohle Ladbergen (von links): Max Brinhege, Dr. Götz Kröner und Andreas Breckweg.

Ladbergen, nördlich von Münster. In einem Gewerbegebiet am Dortmund-Ems-Kanal stehen die beiden Druckbehälter, die rund einen halben Tag für das benötigen, was sonst Jahrmillionen dauert. „Diese Art Behälter nennt man auch Autoklaven“, sagt Max Brinkhege und zeigt auf die röhrenartigen Objekte, gut 20 Meter lang, mit einem Durchmesser von zweieinhalb Metern. Brinkhege gehört zu den Gesellschaftern der Biokohle Ladbergen GmbH & Co. OHG. Das Start-up ist ein gemeinschaftliches Pilot-Projekt der regionalen Firmen Brinkhege Biokohle, Kröner-Stärke und Kalkwerke Breckweg.

Das junge Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, in industriellem Maßstab Biokohle herzustellen. Im Gegensatz zur fossilen Kohle aus Bergwerken oder dem Tagebau hat die Biokohle aus dem Druckbehälter einen großen Vorteil: Sie gilt als CO2-neutral und klimaschonend. Daraus resultiert ein wirtschaftlicher Pluspunkt: Bei Ihrer Verwendung, etwa in der Stahl- und Zementproduktion, werden keine CO2-Emissionsabgaben fällig.

Die in Ladbergen produzierte Biokohle sieht der Braunkohle ähnlich und hat auch vergleichbare Eigenschaften.

Patentiert und klimaschonend

Prinzipiell entstehen Bio-, Stein- und Braunkohle nach demselben Muster: Pflanzenreste verschiedenster Art verändern unter Druck und hohen Temperaturen ihre Beschaffenheit und werden zu einer Substanz mit großem energetischem Potenzial. „Eigentlich ahmen wir in den Autoklaven nur das nach, was uns die Natur vorgemacht hat“, sagt Max Brinkhege. „Bei uns geht es nur ungleich schneller.“

Die Herstellung künstlicher Kohle aus Biomasse ist nicht neu. Besonders in den vergangenen zwanzig Jahren wurde viel geforscht. Das patentierte Verfahren, mit dem am Dortmund-Ems-Kanal karbonisiert wird, stammt von Max Brinkheges Vater, dem Ingenieur Peter Brinkhege. Die CO2-Neutralität von Biokohle beruht allerdings weniger auf ihrer Herstellungsweise als vielmehr auf ihren Ausgangsstoffen. Denn beim Verfeuern von Biokohle wird nur ungefähr so viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt, wie die verarbeiteten Pflanzen zuvor aus der Atmosphäre gebunden hatten und wie sie bei einer Verrottung oder Kompostierung ohnehin wieder freigesetzt hätten. Insofern handelt es sich um einen natürlichen Kreislauf. Fossile Kohle hingegen setzt CO2 aus längst vergangenen geologischen Epochen frei.

Hohes Einsparpotenzial an CO2-Emissionen

„Wenn anstatt konventioneller Kohle Biokohle wie unsere verfeuert wird, lassen sich die CO2-Emissionen vermeiden, die nicht aus dem natürlichen Kreislauf stammen“, erläutert Max Brinkhege. Schon mit der Produktion der ersten geplanten Ausbaustufe der Ladberger Anlage würden, so Brinkhege, jährlich bis zu 6300 Tonnen CO2 eingespart. Doch bisher laufen die Autoklaven nicht auf Hochtouren. „Wir müssen noch einige Details in den Griff kriegen, was die Veredelung und Weiterverarbeitung des Brennstoffes betrifft“, sagt Brinkhege. „Die Herausforderungen sind aber allesamt technisch lösbar. Diese Anlage ist in ihrer Leistungsfähigkeit bisher einzigartig in Deutschland. Wir sind zuversichtlich, bald aus der Pilotphase hinaustreten zu können.“

Momentan würden bis zu zehn Tonnen Biokohle pro Tag hergestellt. Der Brennstoff gehe an Industrieunternehmen der Region. „Darunter sind Zementwerke, ein Stahlwerk und einige kleinere Firmen“, so Brinkhege. Die Abnehmer verwenden die Biokohle zunächst im Probebetrieb. Kontinuierliche Rückmeldungen sollen dabei helfen, die Beschaffenheit der Biokohle so anzupassen, dass sie in diesen und anderen Betrieben einen Teil der fossilen Kohle dauerhaft ersetzen kann. Die Zahl der Anfragen interessierter Unternehmen steige, so Brinkhege, stetig.

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    Tonnen CO2

    jährliche Einsparung im Vergleich zu "normaler" Kohle

Skalierbarkeit nach der Pilotphase

Auf eine baldige Substituierung konventioneller Brennstoffe durch Biokohle in ihren eigenen Unternehmen setzen auch die Mit-Gesellschafter des Ladberger Projekts, Kröner-Stärke in Ibbenbüren und Kalkwerke Breckweg in Rheine. Insgesamt haben die drei Teilhaber aus eigenen Mitteln rund 800.000 Euro investiert. Die NRW.BANK förderte das Biokohle-Vorhaben zusätzlich mit zinsgünstigen Darlehen aus den Programmen NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation sowie NRW.BANK.Universalkredit. „Der Einsatz von Biokohle anstatt von fossiler Kohle kann einen wichtigen Betrag zum Klimaschutz leisten“, sagt Guido Hellmer, Förderberater der NRW.BANK. „Die innovative Herstellungsweise nach dem Patent von Herrn Brinkhege hat das Potenzial, wirtschaftlich zu sein und ist nach der Pilotphase auch skalierbar.“

Auf dem Weg zur regulären Biokohle-Produktion müssen, so Max Brinkhege, noch einige amtliche Genehmigungen eingeholt werden. Aber auch in diesem Punkt gibt sich der Unternehmer zuversichtlich. An den Ausbauplänen für das Betriebsgelände am Dortmund-Ems-Kanal werde bereits gearbeitet. Zumindest mittelfristig soll die Zahl der Autoklaven auf bis zu zehn erhöht werden, um auch Unternehmen außerhalb der Region beliefern zu können.

Stand: 22.03.2023

Was ist Biokohle?

Welche Vorteile hat Biokohle, wie wird sie am Dortmund-Ems-Kanal hergestellt und womit hat die NRW.BANK zum Erfolg des Start-ups beigetragen? Das Video beantwortet diese und weitere Fragen.

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