Frau Kloth, woher beziehen Sie Ihr Wissen, und wie geben Sie es weiter?
Melanie Kloth: Wir nutzen unter anderem Daten zur Bevölkerungsentwicklung und zum Haushaltseinkommen, zum Wohnungsbestand und zur Bautätigkeit, zu Kaufpreisen und Mieten. Diesen Fundus bereiten wir auf für unseren jährlichen Wohnungsmarktbericht, aber auch für die Wohnungsmarktprofile, die wir allen 396 Kommunen im Land bereitstellen. Darin zeigen und analysieren wir die aktuelle Marktlage im Land, mit Bedarfs- und Angebotsentwicklung – und einigen Highlights. Diese Berichte und Profile kann jeder abrufen: die Kommunen, aber auch Investoren, Bauträger und andere Finanzierer, die daraus eine erste Einschätzung ableiten. Für kreisfreie Städte haben wir die Publikationen direkt online stehen. Andere Städte und Gemeinden können diese per E-Mail anfordern.
Und wenn die Kommunen Ihre Wohnungsmarktprofile lesen, wissen sie, was zu tun ist?
Melanie Kloth: Die Profile ermöglichen eine Grundeinschätzung. Um die Daten fundiert interpretieren zu können, müssen die Kommunen ihre Lokalkenntnisse nutzen. Dafür bedarf es aber in der Verwaltung der Kompetenz, selber den Wohnungsmarkt vor der eigenen Rathaustür beobachten zu können. Um die Kommunen dabei zu unterstützen, gibt es drei- bis viermal pro Jahr das „Forum Kommunale Wohnungsmarktbeobachtung“. Hier kommen die Kommunen regelmäßig zusammen, um sich auszutauschen und vorzustellen, wie sie die kommunale Wohnungsmarktbeobachtung betreiben und welche Strategien sie daraus ableiten. Eingeladen werden auch externe Referenten. Das ist so eine Art Hilfe zur Selbsthilfe.
Wie helfen Sie denen, die nicht die Kapazität haben, um ihren eigenen Wohnungsmarkt zu beobachten?
Melanie Kloth: Da werden wir oft eingeladen, etwa zu Vorträgen oder um in Gremien zu berichten. Gelegentlich gibt es in den Städten auch so etwas wie einen „Runden Tisch Wohnungsmarkt“, wo Wohnungsunternehmen, Finanzierer und Mieterverbände sitzen. Wir bringen dann unser Expertenwissen mit in die Diskussion ein.
Beobachten ist eine Sache, handeln eine andere: Welche Schlüsse können Kommunen aus den Daten ziehen?
Melanie Kloth: Die Wohnungsmarktbeobachtung ist die Grundlage eines kommunalen Handlungskonzeptes Wohnen. Wenn sich beispielsweise abzeichnet, dass der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum groß ist, das Angebot entsprechender Wohnungen aber sinkt, kann die Stadt versuchen, durch Vereinbarungen mit Wohnungsunternehmen gegenzusteuern. Dies gelingt am besten in einem konstruktiven Dialog, etwa im Rahmen eines lokalen Bündnisses für Wohnen. Oder die Kommune kann Flächen aus ihrem Eigentum an einen Bauherren mit dem besten, sprich: für die gewünschte Stadtentwicklung wirkungsvollsten Konzept verkaufen. Die NRW.BANK berät zudem Kommunen zu den Möglichkeiten der Stadt- und Quartiersentwicklung.
Stand: 27. November 2017