
Herr Dr. Jahns, wer die Effizienz des Unternehmens steigern will, denkt sofort an Energieeinsparungen. Die Effizienz-Agentur NRW legt ihren Fokus aber auf den Ressourceneinsatz in der Produktion.
Dr. Peter Jahns: Das ist richtig. Die Ressourceneffizienz im Produktionsprozess lässt sich nämlich auf vielerlei Art steigern: beim Rohstoffeinsatz, bei der Minimierung des Ausschusses, bei der Vermeidung von umweltbelastenden Emissionen, durch Qualitätssteigerungen oder durch die Beschleunigung der Produktionsabläufe.

Die Effizienz-Agentur NRW setzt genau bei diesen Potenzialen an – wir wollen erreichen, dass die Firmen nicht in teure, der Produktion nachgelagerte Maßnahmen investieren müssen, sondern bereits im Produktionsprozess Einsparungen erzielen und sich so Wettbewerbsvorteile sichern können.

Was bedeutet das konkret?
Dr. Peter Jahns: Wenn ein Unternehmen zum Beispiel neue Vorgaben für die Abwassereinleitung zu beachten hat, muss es deshalb nicht unbedingt in neue Filteranlagen investieren. Wir prüfen gemeinsam mit den Experten der Firma, an welcher Stelle sich der Produktionsprozess von vornherein so verbessern lässt, dass die Richtwerte eingehalten oder gar unterschritten werden können. Bei der Durchführung von Prozessanalysen ergeben sich in den meisten Fällen konkrete Einsparungen – etwa weil der Ausschuss minimiert, weniger Material eingesetzt wird und folglich auch eingekauft werden muss.
Die Unternehmen müssen also nicht immer hohe Summen investieren, um Ressourcen einzusparen?
Dr. Peter Jahns: Auf keinen Fall. Wir bieten den Unternehmen beispielsweise den sogenannten PIUS-Check an. „PIUS“ steht für „Produktionsintegrierter Umweltschutz“. Der PIUS-Check dauert in der Regel zehn Tage. Am Ende erhalten die Firmen einen detaillierten Maßnahmenplan, mit dem sie ihre Ressourceneffizienz steigern können. Rund 40 Prozent dieser Vorschläge kommen ohne Investitionen aus. Die verbleibenden 60 Prozent erfordern von den Unternehmen investive Maßnahmen. Davon wiederum haben sich allerdings rund die Hälfte schon wieder nach ein bis zwei Jahren amortisiert.
Wollen die meisten Unternehmen effizienter sein, um Kosten zu senken? Oder gibt es andere Motivationsgründe?
Dr. Peter Jahns: Die Verknappung von Rohstoffen und damit einhergehende Preissteigerungen und Lieferengpässe bringen die Manager dazu, über effizientere Produktionsprozesse nachzudenken. In vielen Fällen sind es auch die Kunden, die ein Umdenken fordern: In Nordrhein-Westfalen gibt es zum Beispiel viele Automobilzulieferer – einige große Autokonzerne verlangen von ihnen die Einführung zertifizierter Umweltmanagementsysteme. Außerdem gibt es die Gruppe der Unternehmen, in der Regel inhabergeführte Betriebe, die stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten sind, um sich von den Wettbewerbern abzuheben. Sie streben innovative Lösungen an und wollen Marktführer sein. Dazu gehören effizientere Prozesse, die Ressourcen einsparen und umweltverträglicher sind, ebenso eine entsprechende Produktgestaltung, die Rohstoffgewinnung, Verarbeitung, Gebrauch und Verwertung einbezieht.